Mitarbeitende der Stadtverwaltung: bespuckt, geschlagen und beschimpft

Gastbeitrag von
Hansjörg Rehbein

Bespuckt, geschlagen und beschimpft. Die Hemmschwelle zur körperlichen Gewalt und aggressivem Verhalten gegenüber Menschen aus öffentlichen Verwaltungen ist im Sinkflug, die daraus resultierenden Belastungen im Arbeitsalltag sind immens. Jonathan Eberhart und Norbert Platz vom städtischen Vollzugsdienst haben sich in einem Seminar von einer forensischen Psychiaterin zu psychologischen Ersthelfern ausbilden lassen. Denn auch psychische Gewalt kann als Arbeitsunfall eingestuft werden und der Unfallkasse in den Verwaltungen gemeldet werden. „Wir wollen unsere Kolleginnen und Kolleginnen nach solchen Vorfällen nicht alleine lassen und als Ansprechpartner für sie da sein.“

Jonathan Eberhart (links) im Gespräch mit seinem Kollegen Norbert Platz.

Nach traumatischen Ereignissen ist häufig eine Empfehlung für professionelle Hilfe durch Psychotherapeuten notwendig. Markus Schlosser, Ordnungsdezernent und Leiter des Amtes für Sicherheit und Ordnung, sieht diese Entwicklung mit großer Sorge: „Derzeit haben wir drei Strafanzeigen wegen extremer Beleidigung gestellt.“ Schlosser selbst hat erlebt, wie aggressiv und bedrohlich sich Menschen bei Protesten von Querdenkern und Corona-Leugnern gebärden. „Da ist längst die Grenze überschritten.“

Die gezielte Ansprache von Betroffenen kann akute Stresssituationen mildern und chronischen Symptomen vorbeugen. Experten schätzen, dass bis zum Jahr 2030 psychische Erkrankungen wie Angststörungen und Depressionen die häufigste Ursache für Arbeitsunfähigkeit sein wird. Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer und der Personalrat begrüßen solche Initiativen und ermuntern weitere Beschäftigte sich ebenfalls zu psychologischen Ersthelfern ausbilden zu lassen.

Autor Hansjörg Rehbein ist beim Hauptamt der Stadtverwaltung Bad Kreuznach beschäftigt