“Verbandsgemeinde Bad Kreuznach will ihre Kinder wiederhaben”

Schulkinder spielen praktisch in jeder Sitzung des städtischen Schulträgerausschusses eine Rolle. Denn das Gremium ist für die sechs Grundschulen der Stadt zuständig. Erstmals in der Stadtgeschichte mußten die Ausschussmitglieder gestern Abend über die “Freigabe” von stadtfremden Kindern entscheiden. Es geht um 34 Schüler*Innen aus Altenbamberg und Hochstätten, die die Grundschule in Bad Münster am Stein / Ebernburg besuchen. Grund dafür sind die bis heute geltenden Schulbezirksgrenzen, die das Gebiet der ehemaligen Verbandsgemeinde Bad Münster am Stein-Ebernburg umfassen.

VG-Bürgermeister Ulrich (links) gestern Abend zu Gast im städtischen Schulträgerausschuss unter Leitung von Beigeordnetem Markus Schlosser.

Bei der Eingemeindung von Bad Münster nach Bad Kreuznach und der Bildung der vergrössterten Verbandsgemeinde (VG) Bad Kreuznach vor über sieben Jahren wurde eine Neuregelung in diesem Punkt ausgespart. Jetzt hat die VG eine “Heimholung” ihrer Kinder beschlossen. Was Beigeordneten Markus Schlosser, den Vorsitzenden des Schulträgerausschusses, zu der flapsigen Bemerkung veranlasste: “die Verbandsgemeinde Bad Kreuznach will ihre Kinder wiederhaben”. Das bürokratisch abzuwickeln ist natürlich nicht ganz so einfach, wie es sich anhört. Schulbezirke können nur von der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) geändert werden.

Und damit das nicht zu oft geschieht (weil es dort ja Arbeit macht), hat man sich in Trier ein umfangreiches Paket von Sachmaßnahmen und Formalentscheidungen ausgedacht, dessen Abarbeitung vor Ort Jahre in Anspruch nimmt. Eine Hürde wurde gestern Abend genommen. Per Empfehlungsbeschluss für den morgen tagenden Stadtrat votierte der Schulträgerausschuss einstimmig für die Zustimmung (Einvernehmen und Benehmen) zur Änderungen der Schulbezirksgrenzen. Der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Marc Ulrich, nahm persönlich an der Sitzung teil, um für die Freigabe zu werben.

Einmütig stellten Ulrich und Schlosser die Vorteile der Neuregelung heraus. So den schleichenden Übergang. Das bedeutet, dass die nur die Erstklässler in die neuen Standorte Feilbingert bzw Frei-Laubersheim geschickt werden. Wer zum Zeitpunkt der Schulbezirksveränderung schon in Bad Münster zur Schule geht, darf dort bis zum Ende der vierten Klasse bleiben. Eine Sonderregelung gibt es auch für Geschwisterkinder, die nicht auf getrennte Schulen gezwungen werden. Bürgermeister Ulrich berichtete, dass die betroffenen VG-Eltern sich für die neuen Schulstandorte ausgesprochen hätten.

Den Grund dafür, die bessere Ausstattung in den VG-Schulen, dürfe er nicht bennnen, fügte Ulrich pfiffig an – verstanden wurde er natürlich. Zumal der Leiter des Stadtbauamtes, Klaus Christ, kaum 30 Minuten zuvor an den Millionen-Unterhaltungsstau bei den Altbau-Grundschulen der Stadt und eine diesbezügliche “rote Liste” erinnert hatte. Die auch in der Stadtratssitzung zu erwartende Zustimmung der Stadt ist allerdings nicht nur in den gutnachbarschaftlichen Beziehungen der beiden kommunalen Gebietskörperschaften begründet.

Sondern auch im wohlverstandenen Eigeninteresse der Stadt. Denn die benötigt jeden freiwerdenden Platz in Bad Münster für eigene schulpflichtige Kinder. Weil es die allein in Bad Münster und Ebernburg nicht in entsprechender Zahl gibt, werden auch innerstädtisch die Schulbezirke neu zugeschnitten. So sollen etwa die in der Salinenstrasse wohnenden Grundschulkinder künftig im Stadtteil unterrichtet werden.