GuT beschränkt Teilnahme an Filmvorführung auf Genesene und Geimpfte

Die bundesweit immer heftiger geführte Diskussion um Nichtgeimpfte erreicht jetzt auch Bad Kreuznach. Die städtische Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH (GuT) lädt für den 7. Oktober zu einer Filmvorführung ein (Regentropfen – Film über eine deutsch-jüdische Familie aus dem Hunsrück in der NS-Zeit, gesonderte Information folgt). Die vom Geschäftführer Dr. Michal Vesper persönlich unterzeichnete Einladung schließt mit der Aussage: “Nur Personen, die geimpft oder genesen sind, können eingelassen werden. Ein Test ist nicht ausreichend”. Eine Begründung für diese stadtweit erstmals vorgenommene Ausgrenzung von gesunden Nichtgeimpften (immerhin über 40 Prozent der Bevölkerung), die ihre Infektionsfreiheit mit einem Test nachgeweisen können, wird in der Einladung nicht gegeben.

Die schriftliche Nachfrage der Redaktion dieser Seite blieb unbeantwortet. Damit ist offen, ob es sich bei dieser Entscheidung um einen Alleingang des Geschäftsführers handelt. Oder ob der vor rund zwei Wochen tagende GuT-Aufsichtsrat sein Plazet für diese Grundsatzentscheidung gab. Denn um nichts anders handelt es sich. Mit dieser Festlegung grenzt eine städtische GmbH ohne jede Begründung in der Sache von einer mit Bürger- und Steuergeld subventionierten Veranstaltung viele hundert Einwohner*Innen aus, die zwar per Test nachweisen können, nicht infiziert zu sein. Die aber aus medizinischen Gründen derzeit nicht geimpft werden sollen oder dürfen. Diese Entscheidung berührt daher ganz grundsätzliche Werte und das Basis-Verständnis einer offenen Gesellschaft.

Wer sich an die Bilder vom vergangenen Samstag erinnert, als mehrere hundert fröhlich-bunte Mitmenschen ohne Teilnehmerkontrolle, teils ohne Masken und ohne Abstand den Christopher-Street-Day (eine sozial und politisch wegweisend wichtige Veranstaltung) auf dem Kornmarkt feierten, muss hier eine krasse Ungleichbehandlung beim Coronaschutz erkennen. Um so mehr, als nach nunmehr eineinhalb Jahren Erfahrungen mit der Seuche in Bad Kreuznach noch in keinem einzigen Fall eine städtische Veranstaltung als Virusverbreitungsevent identifiziert wurde. Weil dort – zumindest bei Innenraumterminen – die beiden einfachsten und effektivsten Schutzmittel, Abstand und Masketragen, überwacht und beachtet wurden / werden.

Kommentar: Hallo Herr Dr. Vesper, nicht ins Schneckenhaus zurückziehen
Die Meinung unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Beim Tourismusbeitrag hat das Konzept “Schneckenhaus” funktioniert. Vorläufig. Obwohl Stadt und GuT alle relevanten Prozesse seit 2018 verloren haben, vor allem beide Normenkontrollverfahren beim Oberverwaltungsgericht Rheinland-Pfalz (OVG), wird weitergewurstelt wie bisher. Allerdings. Ob sich die Verantwortlichen weiter länger beweihräuchern oder nicht: die Rechnung dafür kommt. Die Tourismusbeitrags-Akten werden rot. Die Verantwortlichen werden bestraft und zum Schadenersatz für eine unfassbare Schlechtleistung und Geldvernichtung herangezogen.

Es sind also typische Pyrrhussiege, die die GuT und deren Geschäftsführer Dr. Michael Vesper bisher mit Unterstützung seiner Parteigenossin Dr. Heike Kaster-Meurer durch Unterdrückung von Fakten und Mißachtung des Rechtes in Form von Aufsichtsrats- und Stadtratsbeschlüsssen erreicht hat. Der promovierte Historiker Michael Vesper müßte das wissen. Beim Tourismusbeitrag konnte er sich bisher hinter der Oberbürgermeisterin, der Stadtratsmehrheit und dem Desinteresse der Betroffenen verstecken. Bei der Ausgrenzung von Nichtgeimpften bei GuT-Veranstaltungen wird ihm das nicht möglich sein.

Er ist als Geschäftsführer der städtischen Gesundheit und Tourismus für Bad Kreuznach GmbH (GuT) GmbH allein und persönlich verantwortlich. Selbst einen rechtswidrigen Auftrag seiner Vorgesetzten dürfte er nicht ausführen. Also, Herr Dr. Michael Vesper: nicht ins Schneckenhaus zurückziehen. Denn das bietet in dieser Situation keinen Schutz. Auch dort wird Sie das Recht finden. Wie beim Tourismusbeitrag. Falls Sie es vergessen oder das Seminar geschwänzt haben:

Es war Sextus Empiricus, der Ende des 2. Jahrhunderts (da war die Bad Kreuznacher Römervilla noch bewohnt) in „Adversus mathematicos“ schrieb: „Lange zwar mahlen die Mühlen der Götter, doch mahlen sie Feinmehl.“ Die Lebensweisheit wird neben anderen mit dem griechischen Philosophen Plutarch (um 45 bis 125 n.Chr.) in Verbindung gebracht. Die spätere deutsche Fassung wird auf Friedrich von Logaus Epigramm „Strafe“ zurückgeführt:

„Gottes Mühlen mahlen langsam, mahlen aber trefflich klein. / Ob aus Langmut er sich säumet, bringt mit Schärf’ er alles ein.“ Darin drückt sich die bei den einfachen Menschen weit verbreitete Hoffnung aus, dass eine Tat, auch wenn diese zunächst unentdeckt und ungestraft bleibt, irgendwann doch gesühnt wird. Heute müssen die Menschen nicht mehr auf “Gottes Richtstuhl” hoffen. Heute können sie ihm diese Arbeiten größtenteils abnehmen. Und werden das in diesem Fall gern tun.