Demon’s Eye rockten das Kellenbachtal

Von Claus Jotzo

Wer 2017 live dabei war, für den war es gestern Abend wie ein Déjà-vu in Form eines Wohnzimmer-Konzertes: der gigantische Deep-Purple-Sound aus der Frankfurter Festhalle live mitten im Wald des Simmertaler Kulturgartens. Vor 150 Gästen.

Demon’s Eye boten Hard-Rock-Hochgenuss in entspannter, geradezu familiärer Atmosphäre. Es sind die vielen höchst erfreulichen Details, die den Live-Act der deutschen Coverband zu einem beeindruckenden Ereignis machen.

Da ist erst einmal die Stimmgewalt von Daniele Gelsomino, der auch nach Jahrzehnten auf der Bühne fast schon linkisch-bescheiden auftritt, dessen Stimmbänder aber jede Herausforderung der diesbezüglich anspruchsvollen Deep-Purple-Partituren bestmöglichst meistern.

Und natürlich Mark Zyk, der mit seinem Gitarrenspiel “Meister” und Idol Ritchie Blackmore kaum nachsteht. Gerade bei Improvisationen. Gert-Jan Naus (Orgel, Keys) läßt die Finger so präzise über die Klaviatur huschen, dass selbst Jon Lord höchstpersönlich sich bereits beeindruckt zeigte.

Naus wirkte gestern nach dem Konzert mit seiner persönlichen Performance nicht so zufrieden und duldete diesbezüglich auch keinen Widerspruch. Also wenn das einer seiner seltenen schlechten Abende gewesen sein sollte, lohnt sich der Besuch des nächsten Demon’s Eye-Konzertes schon allein wegen den Tastenkünsten des Rockorganisten, der dann nämlich sogar sein Vorbild übertreffen wird.

Jan Dickmann überzeugte nicht nur mit seinem harten und präzisen Bassspiel. Er erfreute das Publikum auch mit mit einem “Bonus-Einspieler”. Und sang “Here I Go Again” der Rockband Whitesnake als höchst willkommenes musikalisches Amuse-Gueule.

Andree Schneider war mit seinem Ludwig-Drum-Set geschäftsüblich hinten auf der Bühne versteckt, verschaffte sich aber dank seiner Spielweise treibender Rhythmusarbeit mit dem einzigartigen Vintage-Drum-Sound der 60er und 70er Jahre hinreichend Gehör.

Das äusserst sachkundige, teils überregional angereiste Publikum war ab dem ersten Ton des Konzertes ganz Ohr: einem Auszug aus Bachs Toccata und Fuge in d-Moll, mit dem die Bedeutung des Orgelspiels für die folgenden zwei Stunden nachhaltig in Erinnerung gerufen wurde.

Gefolgt vom “Highway Star”, der Lautstärke und Dynamik für den Rest des Abends vorgab. Klassiker wie „Child In Time“, “Smoke On The Water“ (als Zugabe), “Long live Rock’n’roll – Black Night”, „Woman From Tokyo“, „Hush“, „Burn“ und viele andere ermöglichten einem großen Teil des Publikums eine musikalische Zeitreise um rund 50 Jahre in die Vergangenheit. Zu den besten Erinnerungen einer heute schon fast wieder vergessenen Phase unfassbarer gesellschaftlicher und musikalischer Entwicklung.

Warum die Veranstaltungen im Simmertaler Kulturgarten so problemlos ablaufen? Der Veranstalter ist halt rechtlich gut beraten …