Droht die sofortige Sperrung der Quellenhofbrücke?

Aktuell sichert ein Holzkeil die schicke Stahlkonstruktion zwischen der Kaiser-Wilhelm-Strasse und dem Quellenhof. Und verhindert so das von Anwohnern beklagte Schleifen der Stahlbauteile aufeinander. Mit einem Augenzwinkern hatte die Redaktion dieser Seite vorgestern über diese im wahrsten Sinne des Wortes improvisierte bautechnische Rettungstat berichtet. Gestern klingelte dann das Telefon. Die in diesem Ferngespräch übermittelten Informationen verbieten weitere Späße dieser Art. Denn jetzt steht fest:

Die Quellenhofbrücke ist in einem so schlechten Zustand, dass ihre sofortige Schließung droht. Eigentlich ist der Ernst der Lage schon seit Jahren bekannt. Denn spätestens seit dem der entsprechende Notruf aus dem Stadtbauamt am 17. Mai 2018 über die Beschlußvorlage 18/171 den Planungsausschuss (PLUV) erreichte, wissen es auch die ehrenamtlichen Kommunalpolitiker: die anspruchsvolle, 1954 errichtete Konstruktion mit der städtischen Bauwerksnummer 211 ist marode. In der Zustandsnote erhielt sie in der vor fast vier Jahren durchgeführten gründlicheren Untersuchung eine 3,4.

Ins Deutsche übersetzt bedeutet dies: “ein nicht ausreichender Bauwerkszustand”. Es gibt nur noch eine einzige schlechtere Bewertung. Die beginnt bei 3,5 und wird “ungenügender Bauwerkszustand” genannt. Der traf etwa auf die Autobahnbrücke in Genua zu. Und mit dem Faktor 3,8 auf die Anfang der Woche ersetzte Hermannsbrücke an der Lohrer Mühle. Obwohl bereits im PLUV vor über drei Jahren die Vorlaufzeit für den mit 750.000 Euro veranschlagten Neubau mit nur vier Jahren angegeben war, passierte amtlicherseits nichts.

Allerdings verfügen Brückenbauwerke nicht über Selbstheilungskräfte. Und daher verwundert nicht, dass eine messbare Verschlechterung des Brückenzustandes eingetreten ist. Verwaltungsintern werden zwei Positionen vertreten: die der Fachpersonen mit der klaren Ansage: sperren. Und die des Dr.-Kaster-Meurer-Wiederwahlvereines: das machen wir im Frühjahr 2022 nach der OB-Wahl. Denn die Oberbürgermeisterin ist also solche und als Baudezernentin mit rund zehn Jahren zu lange im Amt, um die Verantwortung für den schlechten Zustand der städtischen Infrastruktur auf ihren Vorgänger abschieben zu können.

Und nach dem Nichtnutzungsdesaster bei der Mobilitätsstation am Bahnhof kann sich Dr. Kaster-Meurer eine gesperrte Brücke im Kurgebiet, die ihr Versagen an der Spitze des Bauamtes augenfällig machen würde, nicht mehr leisten. Wieder einmal den Finger in die Wunde gelegt hat Stadtratsmitglied Gerhard Merkelbach (Faire Liste). Mit einer Anfrage möchte der Fitneßunternehmer erreichen, dass die Oberbürgermeisterin endlich die Fakten öffentlich macht.

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13.07.21 – “Aufgespiesst: Quellenhofbrücke mit Holzkeil fixiert”