Spielstrassen: Sonne scheint – keine Kinder

Für einen Teil der Anwohner- und Verkehrsteilnehmer*Innen sind sie “reine Schikane”: die auf Antrag der grünen Stadträtin Annette Thiergarten im Sommer 2020 erstmals eingerichteten Ferienspielstrassen. Aufgrund der schlichten Behauptung der Stadtverwaltung, diese würden gut angenommen, haben die städtischen Gremien eine weitere Auflage auch für dieses Jahr genehmigt. Was bei Augenzeugen Kopfschütteln auslöst. Denn eine nachhaltige Nutzung findet nicht statt. Die Befürworter berufen sich regelmäßig auf tatsächlich stattfindenden Besuch bei Sonderveranstaltungen.

So gabs in 2020 in der Rheinstrasse eine Aufführung von Mama Muh durch den Puppenspieler und Leiter des Museum für Puppentheaterkultur (PuK) Markus Dorner. Der seine Freizeit opferte und ehrenamtlich auftrat. Für rund 30 begeisterte Kinder war das nicht nur für die 30 Minuten der Show ein Ferien-Höhepunkt. Was aber mit der Projektidee “Spielstrasse” nichts zu tun hat. Eine solche Aufführung wäre in der Garageneinfahrt jedes einzelnen Bad Kreuznacher Grundstückes ein Highlight und würde Kinder und Eltern anziehen.

In der Rheinstrasse war dann auch schon am darauf folgenden Tag nichts mehr los. Wie gestern in der Mathildenstrasse (Bild oben). Sonnenschein. Trocken. Keine Kinder. Als kleine Erinnerung für alle jene, die ihre Kindheitserinnerungen – aus welchen Gründen auch immer – verdrängt haben: als wir acht, zehn oder zwölf waren, haben wir bei fast jedem Wetter draussen gespielt. Nicht, weil Corona das erzwungen hat. Sondern weils Spass machte. Ach ja. Damals gabs weder Verkehrsberuhigte Bereiche noch Spielstrassen. Auch kein von der Stadt oder wem auch immer gestelltes Spielzeug.

Das haben wir uns selbst gesucht. Obs eine leere Konservendose zum Kicken war. Oder ein Weinbergsstickel als Wurfgeschoss. Damals gabs kaum Kindergeld. Keine Unterstützung in Form von (sozial-)pädagogischen Hilfen und Personal. Natürlich auch keine Smartphones, TaschenPCs usw. Die könnten heutige Eltern ihren Kindern stundenweise entziehen. Machen sie aber nicht. Die Verantwortlichen sollten mal darüber nachdenken, ob Erziehungshinweise für Eltern nicht zielführender wären, als Ferien-Spielstrassen ohne Kinder.