Auch im Grundstücksausschuss scheitert das Online-Format

Ist es schlicht Unfähigkeit? Wird an der falschen Stelle gespart? Oder sollen Aussenstehende gezielt abgeschreckt werden, damit sich möglichst nur der innere Kreis um kommunale Themen kümmert und die wichtigen Dinge ohne störende Bürger*Innen ausgemauschelt werden können? Jedenfalls floppte gestern Abend erneut eine städtische Videokonferenz. Es tagte der Grundstücksausschuss. Mit einem zukunftsorientierten Thema sogar öffentlich: Projekt ‘Bürgerwald in Bad Kreuznach’.

Eine tolle Idee der Forstverwaltung, mit der endlich bürgerschaftliches Engagement für den Stadtwald ganz konkret möglich und erfahrbar werden soll. Eingeladen war für 17:30 Uhr (s.t.). Um 17:34 Uhr zeigt der Redaktionsbildschirm immer noch die Warteschleife an. In dieser Zeit (vier Minuten) wurden noch noch 2019 ganze öffentliche Teile des Hauptausschusses mit Abstimmung abgearbeitet. Als es noch Präsenzsitzungen gab. Gestern sassen Ausschussmitglieder, Verwaltungsmitarbeitende und Öffentlichkeit einfach nur dumm rum.

Dabei soll Zeit so wertvoll sein … Dann ging es endlich los. Mit einem schönen Bild. Beigeordneter Markus Schlosser passend zum Thema im Grünen. Zu Wort kommen sollten die Förster. Deren überzeugendes, schriftliches Konzept werden wir morgen veröffentlichen. Der mündliche Vortrag war – technisch bedingt – eine Katastrophe. Nico Plöger sollte anfangen. Hatte aber keinen Zugang zum System.

Von dem spontanen und freundlichen Angebot Schlossers, von dessen Dienstzimmer aus zu sprechen, wurde ohne Angabe von Gründen kein Gebrauch gemacht. Förster Michael Veeck fing daher notgedrungen mit seinem Part an. Warum er seine Webcam unscharf eingestellt hatte, wurde nicht verraten. Die schlechte Tonqualität, die das konzentrierte Zuhören zur Qual machte, schluckte viel vom Inhalt. Ohne Vorab-Lektüre des schriftlichen Konzeptes wäre Veecks Ausführungen vollkommen unverständlich geblieben.

Einzelne Ausschussmitglieder, wie Annette Thiergarten (Grüne), waren gut zu verstehen. Andere, wie Günter Sichau (Grüne) kaum bis nicht. Diese Form der Sitzungsirreführung ist nicht nur rechtswidrig, sondern eine Zumutung für alle, die mit ihrem Steuergeld den ganzen Aufwand bezahlen. Und dafür eine unterirdische Gegenleistung erhalten. Mit Bürgerfreundlichkeit oder gar Bürgernähe hat das gar nichts zu tun.

Die selbe Stadtverwaltung macht einerseits am Montag eine inhaltlich und organisatorisch top gestaltete Präsenzsitzung des Finanzausschusses möglich. Und setzt tags drauf eine Videokonferenz des Grundstücksausschusses in den virtuellen Sand. Wieso sich zwar 25 Personen zu einem Ausschuss in Präsenz treffen können (ohne jede Infektion), aber 20 nicht, werden die dafür Verantwortlichen den Wähler*Innen irgendwann erklären müssen. Live. Von Angesicht zu Angesicht. Auf das Gestottere und Geplärre sind wir gespannt.