Aufgespiesst: kein Kaffee von Bettina

Erst am vergangenen Wochenende musste sich der verantwortliche Redakteur dieser Seite anhören, die Berichterstattung sei bezogen auf die Landrätin einseitig und zu wohlwollend. Bettina Dickes komme “viel zu gut weg”. Kritische Stimmen würden “unterdrückt”. Der Herausgeber und der verantwortliche Redakteur haben daraufhin schnell noch mal auf ihren Kontoauszügen nachgeschaut. Unterdrückungs-Unterstützungs-Überweisungen von Putin, Kim oder aus China? Fehlanzeige. Dem Beschwerdeführer konnte immerhin mit dem Hinweis weitergeholfen werden, dass weder die linke noch die liberale Kreistagsfraktion (anders als deren städtische Pendants) ihre Pressemitteilungen an die Redaktion dieser Seite senden.

In solch schönen Tassen wurde ausgewählten Pressevertreter*Innen von der Landrätin persönlich gestern Abend Kaffee serviert.

Und diese daher auch nicht veröffentlicht werden können. Diese durchaus bemerkenswerte Form der Selbstzensur durch kommunalpolitische Kräfte ist uns nicht neu. Aber, daran muss man leider wohl immer wieder erinnern: wir leben in einem freien Land, in dem auch politische Parteien und Fraktionen dumm tun dürfen. Jenen, die den Eindruck haben, diese Seite stehe der Landrätin ungebührlich nahe, halten wir eine Szene vom gestrigen Abend entgegen. Da tagte der Finanzausschuss der Stadt im grossen Sitzungssaal der Kreisverwaltung.

Bettina Dickes begrüßte die städtischen Gäste im Kreishaus. Und servierte den Pressevertreter*Innen persönlich Kaffee. Allen Pressevertretern? Nein. Der Redakteur dieser Seite bekam keinen. Obwohl er ihn wirklich verdient hatte. Na gut, das mag Ansichtssache sein. Also: obwohl er ihn unbedingt gebraucht hätte. Wir sehen in der Ungleichbehandlung ein Kompliment. Bettina Dickes hat in Bezug auf uns nicht die Sorge, der Inhalt unserer Berichterstattung hänge von ihren Zuwendungen ab. Recht hat sie.