Neue Grundschule: Schulträgerausschuss einstimmig für Standort bei der Diakonie

Als das Ergebnis ausgezählt war, wirkte Markus Schlosser leicht ungläubig. Einstimmig votierte gestern Abend der Schulträgerausschuss für den von der Verwaltung vorgeschlagenen Standort zwischen Rheingrafenstrasse, Bösgrunder- und Kohleweg. Der Beigeordnete hatte mit diesem Ergebnis nicht gerechnet, da bis zuletzt vor allem aus CDU und SPD vereinzelt Kritik an diesem Projekt vorgetragen worden war. Die gestern anwesenden Ausschussmitglieder waren allerdings ausnahmslos auf der Linie Schlossers. Der nun gefaßte Beschluss ist zwar keine endgültige Festlegung.

Aber angesichts des erheblichen Zeitdruckes würden jene kommunalpolitischen Kräfte, die nochmals einen neuen Stadtort ins Gespäch und auf die Tagesordnung bringen, viel riskieren. Wenn man über die aktuelle Stadtratsbesetzung auch einiges sagen kann – risikofreudig ist diese sicher nicht. Nachdem Markus Schlosser in den vergangenen eineinhalb Jahren massiv für den Standort im Gewerbepark General Rose geworben hatte, durfte dieser nun natürlich nicht schlecht geredet werden. Also mußte der neue Standort als der noch bessere erscheinen.

Und in diesem Sinne trugen Andreas Heinrich von der kreuznacher diakonie, Marcel Schacht vom federführenden Planungsbüro und Schulamtsleiterin Grit Gigga eine Vielzahl von Argumenten vor, die für den Stadtort sprechen (Berichterstattung folgt). Allein Stadtplaner Bettino Hans Gagliani sprach ausdrücklich von Lösungen, die gefunden werden müßten. Und machte damit deutlich, dass es natürlich ganz erhebliche Probleme am neuen Standort gibt. Dieser liegt eben nun mal nur wenige Meter von der Bahnlinie entfernt. Zudem verläuft direkt daneben mit der Rheingrafenstrasse die am drittstärksten befahrene Nord-Süd-Verbindung der Stadt.

Und auch wenn Andrea Manz, die Fraktionsvorsitzende der Grünen, einräumte, die “Schlaglochstrecke” Kohleweg müsse saniert werden: geplant ist dort von den einen die Ost-West-Trasse und von den anderen eine “Entlastungstrasse”. So oder so soll der Verkehr, der heute über die Salinenstrasse fliesst, künftig längst der Bahnlinie fahren. Direkt am neuen Schulgebäude und am Schulhof vorbei. Die Gegner der alten Ost-West-Trasse und auch die Befürworter der “Entlastungsstrasse” verwendeten die Tatsache, dass die alte Planung Autos direkt an der Berufsschule vorbeiführt, mit all den Abgasen und dem Lärm, immer wieder als Argument.

Jetzt wird ein Schulneubau ganz gezielt an eine solche Verkehrsachse geplant. Und mit Andrea Manz unterstützen diesen Standort auch viele andere, die die Trasse wegen der Vorbeiführung an der Berufsschule abgelehnt hatten. Für diese und andere Widersprüche war in der gestrigen Diskussion allerdings kein Platz. Denn Markus Schlosser konnte eine Ausgangslage schildern, für die mehr seine Vorgänger als er selbst verantwortlich ist. Obwohl spätestens seit 2015 absehbar war, dass Bad Kreuznach zwingend eine zusätzliche vierzügige Grundschule benötigt, geschah bis zum Schlosser-Amtsantritt vor drei Jahren nicht viel.

Nun sind die Kinder, die im Schuljahr 2025/26 in die erste Klasse gehen, bereits auf der Welt. Müßten die absehbar in Containern unterrichtet werden, bräuchten die dafür verantwortlichen Kommunalpolitker bei der Kommunalwahl 2024 erst gar nicht mehr anzutreten. Dieser Umstand hat in den städtischen Gremien die Einsicht gefördert, dass nun endlich eine Lösung her muss. Allein die Wortwahl “Bildungslandschaft” für das Grundschulprojekt und sein Umfeld macht deutlich: diese Braut muss reich geschmückt werden, um einen Bräutigam zu finden.

Das wurde auch bei der Zusammenstellung der Kosten deutlich. Diese erfolgte mit vielen Bildern und Zahlen im Vergleich dreier Standorte. Und unter Hinweis auf einen 60%-Zuschuss des Landes. Gleichzeitig wurde aber zu einer Ausbauvariante geraten, deren Baukosten gar nicht zu 60% förderfähig sind. Wer die Details der Verhandlungen um den Neubau des Feuerwehrgerätehauses Ost kennt, weiss: weder der wegen Bahn und Strasse zusätzliche Lärmschutz noch der Mehraufwand für die Cluster-Bauweise oder gar der für die Grundschule plus-Variante ist hinsichtlich der Bezuschussung ein Selbstläufer.

Bis zu siebenstellige Mehrkosten lauern hier im Kleingedruckten. Und dabei ist die Tatsache, dass alle städtischen Bauprojekte am Ende deutlich teurer wurden, noch gar nicht eingepreist. Gestern wurden die Nettoinvestitionskosten (Stadtanteil) für den Grundschulneubau mit 5,14 Millionen Euro ausgepreist. Auch wenn gestern sicher viel Richtiges gesagt wurde. Diese Angabe gehört nicht dazu.