Schon die nackten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Bis zum Redaktionsschluss (1:30 Uhr am 13.4.2021) sprachen sich 861 Nutzer*Innen gegen die Pop-up-Radwege in der Gensinger Strasse aus. Und nur 30 dafür. Ähnlich negativ wird die neue Fahrradgarage am Bahnhof bewertet. 578 finden diese “schlecht”. Nur 112 finden sie gut. Andreas Schnorrenberger von Meine Stadt Bad Kreuznach hatte seine Umfrage, formal korrekt, ausdrücklich als “nicht repräsentativ” bezeichnet.
Da aber in der Facebook-Gruppe “Mein Bad Kreuznach” bereits seit Monaten über beide Projekte der Stadtpolitik intensiv diskutiert wurde, auch auf der Basis der Berichterstattung dieser Seite, liegt der Umfrage eine fundierte Meinungsbildung zugrunde. In der auch die Befürworter beider Maßnahmen mit ihren Sichtweisen ausführlich zu Wort kamen.
Häufiger allerdings mit Beleidigungen, Verdrehungen und Realitätsleugnung, als mit Argumenten. Sachlich für eine Fahrradgarage zu sprechen, die seit ihrer Öffnung am 1. Dezember 2020 einfach nur leer steht, ist natürlich auch schwer. Was ebenfalls für eine hohe Authenzität des Ergebnisses der Meine-Stadt-Umfrage spricht: die relevante Abstimmung findet Tag für Tag auf und rund um den Europaplatz statt.
Dort stellen Dutzende von Radfahrer*Innen ihre Räder lieber ungeschützt im Freien, als in der Mobilitätsstation ab. Und auch die angeblich oder tatsächlich dort angebotene “Mobilitätsberatung” kann so erfolgreich ja nicht sein. Denn in über vier Monaten hat sich die Nutzer*Innenzahl von zwischen null und zwei nicht erhöht. Insofern sind die 112 positiven Voten eher politisch als in der Sache zu verstehen.
Die Millionen-Kosten des Prestige-Projektes müssen allerdings in Euro und Cent von den Steuerzahler*Innen aufgebracht werden. Wenn in Folge des staatlichen Kassensturzes nach Corona in Bad Kreuznach Gewerbe- und Grundsteuer erhöht werden, wissen die Einwohner*Innen immerhin, für was sie ihr hart erarbeitetes Geld abgeben müssen. Und wem sie das zu verdanken haben.