Jüdische Gemeinde erarbeitet Ausstellung in Synagoge

Gastbeitrag von
Hansjörg Rehbein

1737 wurde die jüdische Synagoge in Bad Kreuznach gebaut. In der Reichspogromnacht am 9./10. November 1938 wurde das Gebäude vom nationalsozialistischen Mob verwüstet und geplündert. Im September 2002 wurde die ehemalige US-Kirchenkapelle als neues Gotteshaus für die jüdische Gemeinde feierlich eingeweiht. Auf der Empore richtet die jüdische Gemeinde mit Schautafeln und Vitrinen eine Dauerausstellung über ihre bewegte Geschichte ein.

Valeryan Ryvlin (mitte) präsentiert gemeinsam mit Gemeindesekretärin Nicole Völker und dem Gemeindemitglied Valeriy Shtrom (Designer) die Pläne für die Dauerausstellung auf der Empore der Synagoge. Die ersten Vitrinen sollen im Sommer bestückt werden.

Die Ausstellung spannt den Bogen der jüdischen Geschichte in den Kreisen Bad Kreuznach und Birkenfeld, über die Reichspogromnacht, die Deportationen und den Holocaust bis in die heutigen Tage und informiert des Weiteren über die jüdischen Festtage und den Schabbat. Das Gros der aktuellen Mitglieder kam Ende der 80er-, Anfang der 90er Jahre aus den ehemaligen Sowjetrepubliken nach Bad Kreuznach. Darunter auch der aktuelle Vorsitzende mit seiner Familie, Valeryan Ryvlin.

Er konzipiert die Ausstellung. „Der Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg ist ebenso ein Schwerpunkt wie die Entwicklung des Gemeindelebens unserer Vorgänger bis 1933 und während des Nationalsozialismus“, erläutert Ryvlin. Zeugnisse der Zeit vor 1945 sind in der Gemeinde kaum vorhanden. Der letzte Rabbiner, Dr. Alfred Jacobs, konnte 1939 die Torarolle durch seine Flucht in die USA retten. Die Rolle wurde später durch einen seiner Söhne, Aryeh Leo Jacobs, ebenfalls Rabbiner, nach Israel gebracht.

Durch die Vermittlung der jüdischen Gemeinde und des Bad Kreuznacher Holocaust-Überlebenden Heinz Hesdörffer (1923-2019) gaben die Nachfahren im Mai 2010 die Torarolle der jüdischen Gemeinde wieder zurück. „Vielleicht gibt es ja noch kulturelle und religiöse Gegenstände aus der alten Gemeinde, insbesondere aus der Synagoge und aus privaten Haushalten“, bittet der Vorsitzende um Hinweise oder Rückgabe, die vertraulich behandelt werden.

Das Stadtarchiv stellt Kopien verschiedener Quellen für die Präsentation in der Synagoge bereit und greift dabei auf seine umfangreiche Materialsammlung zu, die anlässlich der Ausstellung „700 Jahre jüdisches Leben in Bad Kreuznach“ 2002 im Schlossparkmuseum zusammengetragen wurde. Darüber hinaus wird Dr. Martin Senner, Autor von „Kleine Geschichte Zelemochums“, die Gemeinde unterstützen.

Im Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ gibt es auch in Bad Kreuznach eine Veranstaltungsreihe, u.a. eine Synagogenführung, im Rahmen eines VHS-Programms. Weitere Informationen zu allen Veranstaltungen sind im VHS-Programmheft für das 1. Halbjahr (vhs@bad-kreuznach.de) zu finden.