Wolfgang Heinrichs politischer Aschermittwoch: Austritt aus der SPD

Der Tag ist symbolträchtig gewählt. Für die Fastnachter stellt er das ultimative Ende ihres Treibens dar. Für die Christen ist er der Einstieg in die 40tägige Fastenzeit vor Ostern. Und als politischer Aschermittwoch ist er eine ursprünglich bayerische Institution. Eigentlich gedacht, mit aggressiver Rhetorik Attacken gegen den politischen Gegner vorzutragen und die eigenen Reihen zu schließen. Wolfgang Heinrich bereichtert die bis ins Mittelalter zurückreichende Geschichte des politischen Aschermittwoch um eine neue Variante:

Selbstbewußter + selbstkritischer Abschluss einer Schaffensphase

Die des selbstbewußten, auch selbstkritischen, Abschlusses einer Schaffensphase: der Bürgermeister ist heute “mit sofortiger Wirkung” aus der SPD ausgetreten. Seine entsprechende Erklärung hat er dem SPD-Stadtverband heute Vormittag per Email zugestellt. Fünf kurze sachliche, an den SPD-Stadtverbandsvorsitzenden Günter Meurer gerichtete Sätze, die einen lauten kommunalpolitischen Nachhall bewirken werden. Denn so froh der sozialdemokratische Ortsverband und die rote Stadtratsfraktion auch sein mögen, den ungeliebten Genossen los zu sein.

Günter Meurer holte Wolfgang Heinrich in die SPD

Der Austritt wirft die Frage auf, wie Wolfgang Heinrich nach 20jähriger Mitgliedschaft in der CDU überhaupt zum SPD-Parteibuch kam. Der Bürgermeister erklärt das lakonisch mit den Worten, es sei ein Fehler gewesen, Mitglied der SPD zu werden: “den korrigiere ich mit meinem Austritt”. Ohne nachzukarten. Aber auch die (wenigen) Jüngeren unter den Bad Kreuznacher Kommunalpolitiker erinnern natürlich noch, wer sich vor rund drei Jahren damit brüstete, Wolfgang Heinrich zum Mitgenossen gemacht zu haben: Günter Meurer. Und dies nur aus einem einzigen Grund.

Rund drei Jahre lang Spannungen

Um seiner Ehefrau deren Tätigkeit als Oberbürgermeisterin zu erleichtern. Abgesehen vom Tourismusbeitrag gab es – über die ganz allgemeinen Vorstellungen hinaus – nämlich nie eine inhaltliche Nähe der örtlichen SPD zu den sachpolitischen Positionen des Bürgermeisters, der seine im Grunde nie verlassen hat. Was rund drei Jahre lang zu Spannungen zwischen der SPD und dem Neugenossen führte. Und so steckt die SPD samt ihrem Stadtverbandsvorsitzenden Günter Meurer bezüglich des Heinrich-Austrittes in einem Dilemma:

Bürgermeister bleibt künftig parteilos

Um so lauter die Genossen nun die Freude artikulieren, den Bürgermeister wieder los zu sein, um so lauter stellt sich in der Partei und in der Öffentlichkeit die Frage, wer den örtlichen Sozialdemokraten aus welchem Grund dieses Desaster eingebrockt hat. Der grosse Verlierer des Heinrich-Austrittes ist somit Günter Meurer. Und was macht Wolfgang Heinrich? Er erklärt unmißverständlich künftig parteilos zu bleiben: “Meine Kraft widme ich ausschließlich dem Wohl der Stadt Bad Kreuznach”. Der weit überwiegende Teil der Einwohner*Innen, der eher parteikritisch eingestellt ist, wird das mit Wohlwollen lesen.

Die Austrittserklärung Wolfgang Heinrichs aus der SPD im Wortlaut:

“Sehr geehrter Herr Meurer, in der Anlage finden Sie meine Austrittserklärung aus der SPD. Das Original nebst Parteibuch lege ich Ihnen heute in den Briefkasten in der Rüdesheimer Straße 6 in 55545 Bad Kreuznach. Mit freundlichen Grüßen Wolfgang Heinrich

Austritt aus der SPD

Sehr geehrter Herr Meurer, mit sofortiger Wirkung trete ich aus der SPD aus. Es war ein Fehler, Mitglied der SPD zu werden. Den korrigiere ich mit meinem Austritt. Künftig bleibe ich parteilos. Meine Kraft widme ich ausschließlich dem Wohl der Stadt Bad Kreuznach. Mit freundlichen Grüssen Wolfgang Heinrich”