Inzidenz liegt über 200: Ausgangssperre, Privatfahrverbot oder nichts?

Schon am Samstag lag der relevante Wert je 100.000 Einwohner*Innen bei 200. Aber Land und Kreis zählen unterschiedlich. Das Land sieben volle Tage. Der Kreis sieben Mal von der Meldeuhrzeit (11 bzw 14 Uhr) bis zur Meldeuhrzeit. Daher lag Mainz in seiner Zählweise am Samstag leicht unter der Kreiszahl. Am Sonntag waren dann beide Werte klar über 200. Da am Wochenende weniger getestet und gemeldet wird, können die Zahlen heute schon wieder niedriger sein.

Tritt wenigstens der Placebo-Effekt ein?

Für die Kreisverwaltung keine leichte Situation: bundesweit wurden, mehr aus politischen denn aus Infektionsschutzgrunden, für den Fall des Überschreitens der 200er-Marke Konsequenzen angekündigt. Bleiben die aus, wird jener große Teil der Bevölkerung, der die Coronaschutzmaßnahmen mitträgt, frustriert. Werden Maßnahmen erlassen, stellt sich die Frage nach deren Wirksamkeit. Tritt wenigstens der Placebo-Effekt ein? Oder passiert einfach nichts?

Verärgerung aufgrund ergebnisloser Regelungen

Da die Wirkung sämtlicher, das Sozialverhalten betreffender Regelungen, erst nach mindestens 14 Tagen erkennbar wird, die mitwirkungsbereiten Menschen in dieser Zeit aber zusätzliche Einschränkungen hinnehmen müssen, könnte eine Ergebnislosigkeit erhebliche Verärgerung auslösen. Aber auch Untätigkeit hätte negative Auswirkungen. Stellt sich eine Verbesserung der Situation dann nicht “von selbst” ein, müßten sich die Verantwortlichen kritischen Fragen stellen.

Heute Gespräche zwischen Kreis und Land

Wie der Pressesprecher der Kresverwaltung, Benjamin Hilger, gestern auf Anfrage bestätigt hat, wird es heute Vormittag die bereits angekündigten Gespräche der Kreisverwaltung mit dem Land geben. Dabei dürften auch die Erfahrungen in anderen Kreisen eine Rolle spielen. Dort zeigte sich, dass selbst sehr weitgehende Einschränkungen des öffentlichen und privaten Lebens – wenn überhaupt – erst nach sehr langer Zeit Wirkung zeigten. Daher läuft der Abwägungsprozess auf eine Kompromisslösung hinaus. Etwa die Verhängung einer Ausgangssperre ab 21 Uhr. Die dürfte schon allein wegen der Begrifflichkeit die Befürworter “harter” Coronaschutzmaßnahmen zufriedenstellen.

“Amerikanisierung” der deutschen Polizei ist nicht zu besorgen

Hätte praktisch aber kaum Auswirkungen. Da in der Realität ab dieser Uhrzeit ohnehin kaum Menschen im Freien unterwegs sind. Und den Gegnern der Coronaschutzmaßnahmen wäre schon allein die Begrifflichkeit Wasser auf deren Mühlen. Aber die große Masse der Einwohner*Innen weiß: deutsche Kontrollkräfte wenden anders als in anderen Staaten fast nie Gewalt zur Durchsetzung derartiger Vorschriften an. Eine “Amerikanisierung” der deutschen Polizei ist nicht zu besorgen. Wie sich in jenen Städten und Kreisen zeigt, in denen sogenannte Ausgangssperren bereits verhängt wurden.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

10.01.21 – “Kreis steht ganz dicht vor zusätzlichen harten Coronaschutzmaßnahmen”