Kreis steht ganz dicht vor zusätzlichen harten Coronaschutzmaßnahmen

Das Ziel des aktuellen Shutdowns ist nicht nur die Eindämmung der weiteren Ausbreitung der Seuche. Sondern die Rückführung der Neuinfektionen auf deutlich unter 50 Fälle in sieben Tagen je 100.000 Einwohner*Innen. Insofern ist die Verschärfung seit dem 16. Dezember sowohl bundes- als auch kreisweit gescheitert. Denn trotz fast vierwöchiger Schul- und Einzelhandelsschließung bewegen sich die Zahlen auf fast unverändert hohem Niveau. So wird es nicht noch einmal wochenlang ohne zusätzliche Maßnahmen weitergehen.

Bettina Dickes ist eine Freundin der Eigenverantwortung

Die Landrätin hatte das schon bei der Eröffnung des Impfzentrums im Dezember in Bad Sobernheim klargestellt. Von Haus aus ist Bettina Dickes eine Freundin der Eigenverantwortung. Und die Landrätin weiß, dass allein Masketragen, Abstandhalten und Desinfektion probate Mittel sind, um eine Infektion sicher zu vermeiden. Aber wenn sich heraustellen sollte, dass die entsprechenden Appelle nicht im notwendigen Umfange umgesetzt werden, ist Dickes auch zu harten Maßnahmen bereit. Diese stehen unmittelbar bevor, wenn sich in den nächsten Tagen nicht eine Trendumkehr ergibt.

Kreis und Land rechnen unterschiedlich

Gestern erreichte der Kreis nach eigener Rechnung den Inzidenzwert von 200. Damit wären zusätzliche Beschränkungen, etwa die Begrenzung von Privatfahrten, auf einen Bereich von 15 Kilometern, möglich. Aber das Erreichen des Inzidenzwertes von 200 hatte gestern und heute zunächst keine Auswirkungen. Denn, so die Kreisverwaltung, maßgeblich für diese ist die Berechnung der Wocheninzidenz durch das Land: “da sich die Rechenmodelle von Land und Kreis leicht unterscheiden (das Land rechnet nach einzelnen Tagen, die Kreisverwaltung von Update zu Update), liegt der Landkreis Bad Kreuznach dort mit einem Wert von 198,3 aktuell unter der Grenze von 200”.

Kontaktexzesse weiter einschränken

Die Landrätin ist politisch erfahren genug, um mögliche Maßnahmen nicht im Alleingang anzuordnen. “Die Kreisverwaltung wird am kommenden Montag erneut mit dem Land ins Gespräch gehen, um mögliche Maßnahmen beim Überschreiten der Inzidenzgrenze von 200 zu diskutieren”. Beim Reden wird es allerdings nicht bleiben, wenn der 200er-Fall eintritt. Denn auch Bettina Dickes weiß: es ist viel billiger und auch gesellschaftlich akzeptabler während des Shutdowns private Kontaktexzesse weiter einzuschränken, als den Shutdown für alle zu verlängern.

Wird ein Nachdenken über weitgehende Veränderungen nötig?

Dessen Verlängerung über den 31. Januar 2021 hinaus dürfte bei jenem Teil der Bevölkerung, der seit zehn Monaten treu und brav Maske trägt, Kontakte reduziert und auch sonst allerlei Einschränkungen praktiziert, politische Langzeit-Folgeschäden vorprogrammieren. Diese Menschen werden nicht vergessen, dass die zuständigen Behörden nicht in der Lage waren und sind, erlassene Vorschriften durchzusetzen und alle gesellschaftlichen Segmente für Coronaschutzmaßnahmen zu gewinnen. Und hätten bei einer Verlängerung des Shutdown viel Zeit, um darüber nachzudenken, wie dieses Versagen künftig verhindert werden kann.