Als im Oktober 2018 die Hermann- zur Fahrradstrasse umgewandelt wurde, kündigte die Stadtverwaltung das Projekt immerhin öffentlich an. Die zweite Fahrradstrasse wurde klammheimlich ausgeschildert. Das könnte damit zusammenhängen, dass die neue Fahrradstrasse nicht den Anforderungen entspricht, die die Unfallforschung der Versicherer (UDV) empfiehlt. Diese ist Teil des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Schon vor fünf Jahren hat die UDV ein Forschungsprojekt zur Sicherheit von Fahrradstraßen abgeschlossen.
Zu deren Ausgestaltung hat die UDV eine Reihe von Empfehlungen gegeben. Demnach soll der Kfz-Verkehr auf Anlieger beschränkt werden. Weiterhin sind Durchgangsverkehre zu unterbinden. Ein- bzw. Durchfahrtsverbote müssten konsequent überwacht werden. Weiterhin heisst es: “die Breite der Fahrgasse sollte mindestens 4 Meter betragen, damit sich pro Fahrtrichtung jeweils zwei nebeneinander fahrende Radfahrer sicher begegnen können. Breiter als 5 Meter sollte die Fahrgasse wiederum nicht ausfallen, um zu hohen Geschwindigkeiten der Kraftfahrzeuge vorzubeugen.
Zu parkenden Autos sind zusätzlich zur Breite der Fahrgasse Sicherheitsabstände vorzusehen. Zu längs parkenden Kraftfahrzeugen sollte der Sicherheitsabstand mindestens 0,75 m betragen. Die Gestaltung von Fahrradstraßen sollte im gesamten Straßenzug möglichst einheitlich erfolgen. Hier wird empfohlen: „Damit die Fahrradstraße auch ihrer Bedeutung als Infrastrukturelement mit Vorrang für Radfahrer gerecht wird, sollte die Fahrradstraße an den Knotenpunkten möglichst Vorfahrt erhalten.“ Diese Kriterien treffen für die neue Radstrasse nicht in der Weise zu, wie die UDV dies verstanden sehen möchte.
Denn die neue Fahrradstrasse verläuft auf dem östlichen Bahnhofsvorplatz vom nördlichen Ende des Taxistandes in Höhe der eingeschossigen Betongebäude südlich der Tiefstrasse vorbei an der Mobilitätsstation bis zur Einmündung vis-a-vis der Hauptpost. Der dort durchfliessende Auto-Anliegerverkehr kommt praktisch Durchgangsverkehr gleich. So befindet sich u.a. der zentrale Bad Kreuznacher Taxistand mitten in dieser Fahrradstrasse. Und ein Teil der Anlieferung der Bahngäste durch Pkws erfolgt genau dort.