Aufgespiesst: kein Adventskalender

Wer zählen kann ist klar im Vorteil: schon die Zahl der Fächer schließt aus, dass es sich bei dem Schrank an der Fahrradstation Roßstrasse um einen lebensgroßen Adventskalender handeln kann. Wie es vor Tagen ein Passant vermutete. Wohl wegen der vielen offenstehenden Türchen. Nein, ein Adventskalender ist es nicht. Sondern nach wie vor eine Schließfachanlage. Wobei es in acht von 12 Fällen am Schließen fehlt. Und in den vier anderen am Aufschließen. Der Hintergrund ist nicht nur aus Sicht der Stadtverwaltung sehr ärgerlich.

Obwohl auch ohne ein erklärendes (leider von Anfang an fehlendes) Schild klar war, dass die Nutzung der Fächer nur stundenweise durch die Radfahrenden erfolgen sollte, waren die Fächer schon nach wenigen Tagen dauerbelegt. Wie diese Seite von Anwohner*Innen erfuhr, wurden diese u.a. zu einem regen Drogenhandel genutzt (Bericht “Roßstrassen-Schließfächer als Drogenumschlagplätze genutzt?” vom 3.10.2020). Die Stadtverwaltung entschied sich daher im September dafür die Fächer zu räumen. Und bat um Rückgabe der Schlüssel im Oktober. Ohne Erfolg.

Daher mußten im November acht Schlösser aufgebohrt werden. Nur den restlichen vier konnte dieses Schicksal erspart werden. Auf Anfrage dieser Seite hat die Stadtverwaltung folgende Erklärung zur zukünftigen Nutzung abgegeben: “Aufgrund dieser Erfahrungen wurde nach einem Missbrauch-sichereren Schließsystem gesucht, das auch in Form eines elektronisch unterstützten Systems gefunden wurde. Hierbei können die Fächer einzeln durch Eingabe eines selbst gewählten vierstelligen PIN-Codes am Schloss abgeschlossen (und wieder geöffnet) werden.

Die Nutzungsdauer ist zeitlich begrenzt und kann programmiert werden (zum Beispiel 6, 12 oder 24 Stunden). Nach Ablauf der Zeit öffnet der Schließmechanismus das Fach automatisch. Dieses System ist zur Benutzung ebenfalls kostenfrei, erfordert keine Anmeldung, Registrierung etc. und es entsteht auch kein Verwaltungs- und Überwachungsaufwand. Allerdings sind damit Installationskosten verbunden. Die Verwaltung prüft zurzeit, wie und wann die Umstellung erfolgen kann”.

Und dann gibt es auch von der Stadtverwaltung ein Bedauern: “es ist schade, dass sich ein einfaches System durch wiederholten Missbrauch nicht bewährt. In der gegenwärtigen Form kann die Anlage jedoch nicht mehr betrieben werden und bleibt bis zu der Umstellung gesperrt”.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

21.11.20 – “Kornmarkt versus Fahrradstation Roßstrasse 4 : 1″
14.11.20 – “Auch am Freitagnachmittag schlägt der Kornmarkt die Fahrradstation”
10.11.20 – “Fahrradabstellstation Roßstrasse versus Kornmarkt: null zu sechs”
08.11.20 – “Fahrradabstellstation Roßstrasse: Lothar Bastian hatte recht”
25.10.20 – “Fakten – Check Fahrradabstellanlage Roßstrasse”
23.10.20 – “Fahrradstation Roßstrasse: Anspruch und Wirklichkeit”
03.10.20 – “Roßstrassen-Schließfächer als Drogenumschlagplätze genutzt?”
19.07.20 – “Fahrradstation in der Roßstrasse jetzt auch als solche ausgeschildert”
28.06.20 – “Mehr Motor- als Fahrräder unter dem Dach der Fahrradstation in der Roßstrasse”
22.06.20 – “Fahrradstation Roßstrasse mit motorisierten Zweirädern belegt”
15.12.19 – “Fahrradstation Roßstrasse: die Überdachung ist schon mal da”