Stadtverwaltung läßt Energieverschwendung und Lichtverschmutzung zu

Das Jugendamt ist aus dem Haus Hochstrasse 45 schon vor Jahren ausgezogen. Genutzt wird das nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude lediglich als Lager. Manchmal wird die Eingangstür wochenlang nicht geöffnet. Und hinter dem Haus war, wie die üppige Vegetation zeigt, schon jahrelang kein Mensch mehr unterwegs. Das hindert die Stadtverwaltung allerdings leider nicht daran, das Gebäude sieben Tage in der Woche nachts zu beleuchten. Auch hinten: allen Ernstes wird auch der abgesperrte frühere Hinterhof, heute ein schönes Stück Wildgarten, nachts neonhell erleuchtet.

Ein Fall für “Extra Drei”: seit Jahren wird der abgeschlossene, unbenutzte und längst überwucherte Hinterhof des Jugendamtes beleuchtet.

Dabei ist der Stromverbrauch von rund 150 Euro im Jahr aus Sicht von seriösen Umweltschützern nicht mal das Schlimmste. Viel schlimmer ist die totale Nutzlosigkeit, ja sogar Schädlichkeit der Beleuchtung. Und der höchst unerfreuliche Zustand, dass dieses Geschehen sich nicht mal 200 Meter vis-a-vis vom Stadthaus über Jahre keinem Verwaltungsmenschen auffiel. Für die Beleuchtung hinter dem Haus haben Fachpersonen die Bezeichnung “Lichtverschmutzung” erfunden. Gerade Insekten, aber auch Vögel und kleine Säugetiere werden durch dieses Lichtverschwendung im ausgeleuchteten Bereich um ihr Habitat gebracht.

Über ein Jahr lang haben wir den Mißstand dokumentiert. In der Hoffnung, dass irgendwann eine(r) aufmerksam wird. Aber in dieser Stadt sind halt massenhaft bigotte “Umweltschützer” tätig – wenns konkret wird, kommt nicht mehr viel.

Hier liegt also nicht nur ein Fall von Energieverschwendung vor, sondern zusätzlich auch noch eine Tierwohlgefährdung. Um beide Probleme einer Lösung zuzuführen, hat der Stadt 12. Dezember vergangenen Jahres “den Klimaschutz zur herausragenden Aufgabe” erklärt. Nach unzähligen Diskussionen und einer informellen, nicht öffentlichen Ausspracherunde der Fraktionen. Mit großer Mehrheit wurde am Ende der Beschluß gefaßt. In dem bemerkenswerter Weise die Worte “Energieeinsparung” und “Tierwohl” nicht vorkommen.

So gesehen hat die Stadtverwaltung nicht vordergründig gegen den Beschluß verstoßen. Hauptsache die zusätzliche Stelle des Klimaschutzbeauftragten der Stadt wurde eingerichtet. Dessen Arbeitsrichtlinie: “daher erklärt auch der Stadtrat Bad Kreuznach den Klimaschutz zu einer der wichtigsten Zukunftsaufgaben, die schnell und konsequent in Angriff genommen werden muss”. Halten wir fest: über ein Jahr wurde nicht einmal diese öffentliche und sichtbare Verschwendung bemerkt.

Daraus darf bei den verwinkelten Verhältnissen vor Ort geschlußfolgert werden, dass erst die Zweit- oder Drittbesetzung der Stelle die “schnelle und konsequente” Inangriffnahme des Klimaschutzes erleben wird. Die angekündigte Klimakatastrophe wird also weit in die Zukunft geschoben werden müssen, damit auch in Bad Kreuznach ein Beitrag zu ihrer Verhinderung geleistet werden kann.

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12.09.20 – “Licht brennt am helligten Tag am verlassenen Verwaltungsbebäude”