Nur für 400 von 16.000: Streit um Verteilung der Impfdosen im Kreis beginnt

Allein gestern meldete das RKI über 30.000 Neuinfektionen. Und 698 Tote. Bundesweit erschrecken sich die Menschen über die Nachrichten aus Sachsen und Brandenburg. Das hat die Impf-Bereitschaft deutlich erhöht. Gerade in der Generation 60 plus. Je nach Umfrage bis zu 90% der älteren Mitbürger*Innen sind impfbereit. Die zur Verfügung stehende Impfstoffmenge liegt allerdings weit unter Nachfrage und Bedarf. Bereits vor vier Tagen meldete diese Seite, dass das Bundesgesundheitsministerium davon ausgeht, bis Ende Januar 2021 “drei bis vier Millionen Impfdosen” einsetzen zu können.

Quelle Bild: ZDF

Da je Impfung zwei davon benötigt werden, liegt darin eine Hoffnung nur für 1,5 bis 2 Millionen Menschen. Die SPD-Gesundheitsexpertin Sabine Dittmar nannt im Bundestag die noch geringere Zahl von 1,5 Millionen Impfungen “bis Februar”. Das ZDF stellte in seiner HEUTE-Sendung gestern Abend fest: “es ist viel zu wenig Impfstoff vorhanden” und nannte für die nach Weihnachten beginnenden Impfungen eine zur Verfügung stehende Zahl von “400.000 Dosen”. Bundesweit können also nur 200.000 Menschen geimpft werden. Jeder 500ste davon lebt im Kreis Bad Kreuznach.

Nicht der Kreis, allein das Land ist zuständig

Da nach Einwohnerzahl verteilt wird, bedeutet das: gerade mal 400 Personen können geschützt werden. Laut Kreisverwaltung zählt die aus den über 80jährigen, Pflege- und Krankenhauspersonal bestehende Erstimpfungsgruppe aber 16.000 Menschen. Zuständig für die Auswahl der nicht einmal drei Prozent Glücklichen, die kurzfristig in den Genuß des Impfschutzes kommen, ist allein das Land. Was die Frage aufwirft: nach welchen Kriterien werden diese seltenen Impfchancen vergeben? Eine erste schriftliche Anfrage an die Landesregierung blieb ohne Antwort.

A-H-A-Regeln werden nicht im notwendigen Umfang beachtet

Beim fernmündliche Nachfassen dann der deutliche Hinweis: das Thema sei sensibel. Das Land habe alles dafür getan Impfstationen und die nötige Infrastruktur zur Verfügung zu haben. Auf die Produktion des Impfstoffes habe man keinen Einfluß. Das ist sicherlich richtig. Einfluß hat die Politik aber auf die öffentliche Darstellung zum Thema Impfschutz. Dort herrscht der Eindruck vor, dass eine Massenimpfung unmittelbar bevorsteht und damit die Probleme gelöst sind. Was erklärt, warum nach wie vor breite Bevölkerungsteile die A-H-A-Regeln nicht im notwendigen Umfang anwenden.

60% Impfquote erst “Ende kommenden Sommers”

Diese Seite hat gestern im Zusammenhang mit einer anderen Recherche 14 kommunalpolitisch tätige Bürger*Innen befragt hinsichtlich ihrer Einschätzung zum Impfumfang. Keiner einzigen dieser Personen war bekannt, dass es mindestens bis zum Februar, wahrscheinlich sogar bis zum März dauern wird, bis allein die Primärgruppe in Stadt und Kreis geimpft ist. Und erst dann die Freiwilligen unter 80jährigen drankommen. Auch der Hinweis von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, demnach die von ihm gewünschte Impf-Quote von rund 60 Prozent der Menschen in Deutschland “bis Ende kommenden Sommers” erreicht sein könnte, war den Befragten nicht bekannt.

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Wie man es von gestandenen Kommunalpolitiker*Innen nicht anders erwarten darf, fiel deren Reaktion auf die Fakten gefaßt auf. Aber fast alle beschäftigte die Frage: “wie halten wir das noch so lange durch?” Klar ist: Haushaltsdefizit hin, Abgabe des Jugendamtes her, der Streit um die Verteilung der Impfdosen beginnt jetzt erst. Und hat das Potential alle anderen Themen auch hinsichtlich der Landtagswahl am 14. März 2021 in den Schatten zu stellen. Denn mit dem Lockdown bis zum 10. Januar nächsten Jahres ist es nicht getan.

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