ver.di kritisiert die Landesregierung für Kita-Normal- statt Notbetrieb

Der sogenannte Wellenbrecherlockdown hat nicht genügt um die Welle zu brechen. Das ist seit einigen Tagen bereits klar. Am Sonntag wurde der Beschluss kommuniziert, die Ministerpräsident*innen wären sich einig, auch Schulen und Kitas (mit Ausnahmen) würden geschlossen. Die kalte Dusche für die Erzieher*innen folgte jedoch umgehend. Kitas in Rheinland-Pfalz sollen im Regelbetrieb geöffnet bleiben. Da stellt sich zunächst die Frage, bei welcher Ministerpräsident*innenkonferenz unsere Landesregierung am Sonntag war.

Und die andere Frage ist die, warum der sogenannte Regelbetrieb über die Vernunft gestellt wird. Kinder, auch die ganz kleinen in der Kita, können sich infizieren und sie können andere – auch Erwachsene – anstecken. Da sich die Krankheit bei kleinen Kindern häufig kaum oder gar nicht bemerkbar macht, obwohl diese Kinder infiziert sind und andere infizieren können, wird es richtig problematisch. Es steht zu vermuten, dass viele nicht nachvollziehbare Infektionen genau aus diesem Grund auftreten.

So galt bislang in Rheinland-Pfalz, dass selbst ein Schnupfen kein Problem ist. Das ist in dem Alter eben normal. „Wir haben uns über die Zahlen gewundert, aber es waren doch wohl nur die durch Testung entdeckten Infektionen. Da sind natürlich die Erwachsenen in den Kitas viel eher auffällig, denn sie zeigen Symptome“, so Volker Euskirchen, zuständiger Landesbezirksfachbereichsleiter bei der Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di). Professor Drosten wies bereits im Frühjahr auf das Infektionsrisiko für und durch Kinder hin.

Eine aktuelle Studie aus Österreich hat das eindeutig belegt. Beobachtungen aus der Schweiz, Polen, Kanada und den USA bestätigen diese Ergebnisse. Ein Kinderarzt aus Hannover wies auf das deutlich häufigere Auftreten des Kawasakisyndroms nach einer Infektion mit Covid-19 hin. Unsere rheinland-pfälzischen Experten erklärten dies mit einer besonderen genetischen Disposition von Asiaten. Nicht erklärt haben sie, warum diese Asiaten plötzlich in größerer Zahl in Hannover erkrankten. In unserem Bundesland wollte man von einer Gefährdung nichts wissen.

Der Verband der Kinderärzte wollte verhindern, dass bei auftretenden Symptomen wie Schnupfen, laut RKI fast in der Hälfte der Fälle auch ein Symptom bei einer Erkrankung an Covid-19, eine medizinische Abklärung erfolgen solle. Jetzt werden immer mehr Fälle bekannt, in denen die Kinder das Virus weitergegeben haben. Und da diese oft auch keine oder nur leichte Symptome zeigen steht zu vermuten, dass die Dunkelziffer der Infektionsweitergabe viel höher ist.

„Wir haben darauf hingewiesen, dass die Mitarbeiter*innen der rheinland-pfälzischen Kindertagesstätten in diesem Jahr besonders mental, aber auch körperlich ans Limit gekommen sind. Einige leider auch darüber hinaus“, so der Gewerkschafter. Die Kolleginnen und Kollegen würden verstehen, wenn wie im Frühjahr ein Notbetrieb organisiert werden müsste, wieder mit kleinen feststehenden Gruppen. Sie verstehen aber nicht, dass in Rheinland-Pfalz der Regelbetrieb mit der Brechstange aufrecht gehalten wird.

„Da unsere Landesregierung davon ausgeht, dass Appelle helfen, bleibt uns nur an die Verantwortlichen im Land zu appellieren, den Regelbetrieb durch einen Notbetrieb – ähnlich wie im Frühjahr bereits praktiziert- zu ersetzen. Es ist allerdings zu befürchten, dass beide Appelle ungehört verpuffen. Wir können nur appellieren. Die Landesregierung kann Festlegungen treffen.“

ver.di Landesbezirk Rheinland-Pfalz-Saarland, Fachbereich Gemeinden