“Klaus Endemann nun in der Pflicht”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Am Anfang des Problems stand ein sorgfältig und gewissenhaft arbeitender Architekt. Sandro Ferri (Planig) war trotz seines Wissens um die Konsequenzen nicht bereit, den Putz der Jahrhunderte einfach nur zu stabilisieren. Oder schnell etwas bauherrengerecht hinzufuschen, wie es unzähliger seiner Vorgänger am Brückenhaus mit der Schwedenkugel taten. Und damit das Bad Kreuznacher Wahrzeichen in größere Gefahr brachten, als es bei der Belagerung im 17. Jahrhundert der Fall war. Ferri ging den beschwerlichen Weg. Er bezog den Denkmalschutz und das Stadtbauamt 100%ig ein.

Und legte so die über rund 300 Jahre fortgesetzte Schlamperei mitsamt der konkreten Baumängel offen (diese Seite berichtete mehrfach). Der über eineinhalb Jahre sich hinziehende Streit über die Zukunft des Gebäudes wurde in der vergangenen Woche (vorläufig) beendet. Investor Klaus Endemann schloß einen Verkauf an die Stadt aus. Und kündigte eine Sanierung in Eigenregie an. Dazu nahm der erst im vergangenen Jahr gegründete Verein zur Erhaltung der Kreuznacher Brückenhäuser e.V. Stellung. Vorsitzender Oliver John und stellvertretende Vorsitzende Mariana Ruhl nehmen das zum Anlaß, sich mit einem nachdrücklichen Appell an den Eigentümer zu wenden.

Dieser solle “zeitnah eine vollumfängliche Sanierung” vornehmen. Dabei seien “alle denkmalschutzrechtlichen Auflagen im Sinne der Bauwerkserhaltung umzusetzen”. Bezüglich der künftigen Nutzung hat der Vereinein klare Forderung: die Themen “Weinbau & Tourismus” sollen hierbei “eine zentrale Rolle spielen”. Das bedeutet für John und Ruhl auch, “dass alle Beteiligten gemeinsam mit dem Eigentümer in der Pflicht sind, ein nachhaltiges Nutzungskonzept für das Objekt zu entwickeln”. Dazu möchte auch der Verein seinen Beitrag leisten.

Die Stellungnahme des Brückenhäuser-Erhaltung-Vereines im Wortlaut:

“Die EDM Management GmbH hat mit Schreiben vom 4.12.2020 mitgeteilt, dass Herr Klaus Endemann das Brückenhaus Nr. 94 nichtan die Stadt Bad Kreuznach veräußern möchte. Vielmehr soll eine Sanierung in Eigenregie erfolgen. Der Verein zur Erhaltung der Kreuznacher Brückenhäuser akzeptiert diese Entscheidung selbstverständlich. Gleichwohl appellieren wir mit Nachdruck an den Eigentümer, dass nun zeitnah eine vollumfängliche Sanierung in die Wege geleitet werden muss.

Da es sich um eines der wichtigsten Wahrzeichen unserer Stadt handelt, erwächst durch den Besitz gleichzeitig die Verantwortung alle denkmalschutzrechtlichen Auflagen im Sinne der Bauwerkserhaltung umzusetzen. Hier ist Herr Klaus Endemann nun in der Pflicht! Die Zeit drängt! Gleichzeitig stellt sich neben einer fachgerechten Sanierung die Frage, wie das Objekt künftig der Lage angemessen genutzt werden kann. Wir fordern, dass die Themen Weinbau & Tourismus hierbei eine zentrale Rolle spielen sollen.

Um der Bedeutung des Wahrzeichens unserer Stadt gerecht zu werden, sollten alle Akteure gemeinsam an der Weiterentwicklung des Projektes arbeiten. Das bedeutet auch, dass alle Beteiligten gemeinsam mit dem Eigentümer in der Pflicht sind, ein nachhaltiges Nutzungskonzept für das Objekt zu entwickeln. Wir als Verein wollen gerne unseren Beitrag dazu leisten. Oliver John (Vorsitzender) Mariana Ruhl (Stellvertretende Vorsitzende)”

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