Nur drei Bewerbungen für die Leitungsstelle beim Stadtjugendamt

Bewertung von
Claus Jotzo

Martina Hassel (SPD) hatte im Juni vor der Beschlußfassung gewarnt: “wenn wir keine guten Bewerbungen erhalten aufgrund dieser Lage, ist das Signal an die Mitarbeitenden auch nicht beruhigend”. Die frühere Bürgermeisterin und Jugenddezernentin sprach sich daher für ein Abwarten bei der Ausschreibung aus. Eine knappe Mehrheit folgte Hassel nicht. Im Juni wurde die Suche nach einer geeigneten Person amtlich gestartet. Fünf Monate nach dem Beschluß liegen der Stadt ganze drei Bewerbungen vor. Das erklärte Oberbürgermeisterin und Jugenddezernentin Dr. Kaster-Meurer gestern Abend im Jugendhilfeausschuß (JHA).

Günter Sichau fragte erneut nach

Als dieses Gremium am 1. Oktober zuletzt tagte, berichtete die OBin stolz von zwei Bewerbungen, die bei ihr persönlich eingegangen waren. Demzufolge haben die darauf folgenden Bemühungen der Stadt nur eine einzige weitere Bewerbung erbracht. Der Umstand, dass die Oberbürgermeisterin nicht selbst aktiv über diese Tatsache informierte, sondern Rats- und Ausschußmitglied Günter Sichau (Grüne) (wie schon vor sechs Wochen) den Sachstand erfragen mußte, und die sehr knappe Antwort, die Sichau erhielt, sind wohl als Bestätigung für die von Martina Hassel bereits im Sommer abgegebene Einschätzung zu bewerten.

Nächste Sitzung erst im Februar 2021

Auch eine weitere Information, die die OBin in einem anderen Zusammenhang gestern gab, läßt eine zügige Besetzung der Stelle an der Spitze des Stadtjugendamtes als unwahrscheinlich erscheinen. Denn die nächste Sitzung des Jugendhilfeausschusses soll laut Dr. Kaster-Meurer erst im Februar 2021 stattfinden. Ohne das Votum des JHA ist eine Neubesetzung dieser Stelle ausgeschlossen. Erstaunlicher Weise erfolgten gestern auch aus den Reihen der Ausschreibungs- und Stellenbesetzungsbefürworter keine Nachfragen, wieso für das vor über fünf Monaten beschlossene Verfahren noch immer kein Abschlußdatum feststeht.

Unterlassene Fragen werfen Fragen auf

Vergleicht man das Engagement, das die Ausschreibungs- und Stellenbesetzungsbefürworter noch am 9. Juni 2020 zeigten, mit deren Sprachlosigkeit fünf Monate später, wirft das die Frage auf: wieso sollte im Juni auf Biegen und Brechen eine Stelle ausgeschrieben werden, wenn die Besetzung nach wie vor nicht erfolgt und auch nach fünf Monaten an diesem Umstand kein Wort der Kritik fällt? Wer nach so langer Zeit im zuständigen Fachausschuß nicht einmal fragt, zu welchem Zeitpunkt mit einer Neubesetzung zu rechnen ist, wird sich irgendwann selbst Fragen stellen lassen müssen.

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10.06.20 – “Jugendhilfeausschuß beschließt Ausschreibung der Amtsleitung Jugendamt”