Bei der Ausschußabsage nicht an die Einwohner*Innen gedacht

Mit einem Vorlauf von fast zwei Wochen hatte Markus Schlosser für den Mittwoch vergangener Woche zu einer Sitzung des Ausschusses für Messen und Märkte eingeladen. Thema sollte ein von der Verwaltung auf Wunsch der Schausteller vorgeschlagener neuer Rahmen für den diesjährigen Nikolausmarkt sein. Die Ausschußmitglieder hatten sich am 8. Oktober einmütig für eine “Verteilung” des Marktgeschehens unter Einbeziehung der historischen Neustadt ausgesprochen. Die Schausteller forderten am Tag danach einen Komplettumzug von der Nikolaus- an die Pauluskirche und einen mit Zaun umschlossenen Dorfcharakter.

Viele Covid-Warn- und Verhaltensregeln-Zettel. Aber keiner mit dem Hinweis auf die Absage des Ausschusses.

Aus Mitgliedern des Ausschusses und sachkundigen Bürgern hatte sich interfraktionell eine Arbeitsgruppe gebildet, die einen coronagerechten Kompromisvorschlag erarbeitet hatte. Doch deren Konzept ist bis heute nicht im Ausschuß diskutiert worden. Denn am 28.10.2020 um 12.42 Uhr, weniger als fünf Stunden vor Sitzungsbeginn, erreichte Ausschußmitglieder und Presse die Absage der Ausschußsitzung. Lapidar wurde mitgeteilt: “Aufgrund der derzeit unsicheren Coronalage wurde die für heute terminierte Sitzung des Ausschusses für Messen und Märkte abgesagt. Hinsichtlich eines eventuellen Nachholtermins werden wir informieren.”

Schlosser legte Begründung nach

Ein Teil der derart Angeschriebenen war mit dieser dürren Ansage nicht zufrieden und reklamierte bei Markus Schlosser. Der daraufhin um 15.12 Uhr nachlegte: “die Absage der heutigen Sitzung erfolgte, weil es aktuell wenig Sinn ergibt, über die Anordnung der Stände am Nikolausmarkt an der Pauluskirche und gegebenenfalls in der historischen Neustadt zu beraten, wenn die Veranstaltung an sich in Frage gestellt werden muss. Hier benötigt die Verwaltung erst Klarheit über die jetzt anstehenden Entscheidungen aus Berlin und Mainz.

Weihnachtsweg statt Markt

Betroffen sind in der Stadt sowohl der Nikolausmarkt an der Pauluskirche als auch der Weihnachtsmarkt in Bad Münster am Stein-Ebernburg. Was den Nikolausmarkt angeht, kann dieser wohl in der augenblicklichen Situation, wenn überhaupt, nur in dem Konzept umgesetzt werden, was bereits anfangs besprochen wurde – eine Form eines „Weihnachtsweges“, das heißt weit auseinander gezogene Stände, verteilt über ein bestimmtes Gebiet in der Stadt. Eine Veranstaltung in einem eingezäunten Bereich, auch mit Beschränkung der Besucherzahlen, schafft eine ,Nähe‘ die jetzt auf jeden Fall nicht sein darf.“

Zwei standen vor verschlossener Türe

Inhaltlich war damit Klarheit geschaffen. Organisatorisch nicht. Denn die Verwaltung hatte bei ihrer Absage zwar an die Ausschußmitglieder, die Schausteller und die Presse gdacht. Nicht aber an die Einwohner*Innen. Zwei von denen, Annette Bauer und Gerd Cremer, standen pünktlich zu Sitzungsbeginn vor dem Eingang des Sitzungsgebäudes, fanden diesen aber verschlossen vor. Nach einer Reihe von Versuchen ins Gebäude zu gelangen, rief Gerd Cremer bei Ausschuß- und Stadtratsmitglied Karl-Heinz Delaveaux (FWG / BüFEP) an, um durch ihn Zutritt zu erlangen.

Nicht einmal an einen Zettel gedacht

Der informierte dann über die Absage. “Das Mindeste, was eine Verwaltung in so einer Situation machen muß, ist einen Zettel raushängen,” ärgert sich Gerd Cremer auf Anfrage über dieses Verwaltungsversagen. “Die müssen ja keinen mit Glühwein da hin setzen, der den Leuten, die umsonst kommen, einen einschenkt. Aber eine Information hätte sein müssen”. Bei Wahlen würden die Einwohner*Innen immer als die wesentlichen Entscheidungsträger hingestellt. Die Verwaltungspraxis lasse da aber sehr zu wünschen übrig.