Droht der Abriß dieser Brücke?

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Das Wortbild von den Brückenbauern ist vor allem in den Sonntagsreden der Politiker beliebt. Der Bad Kreuznacher Ausländerpfarrer Siggi Pick, der in diesen Tagen aus dem Amt scheidet, wurde sogar per Kinofilm mit diesem ehrenwerten Etikett versehen: “Brückenbauer”. Kommt man von der Symbolik zur Praxis, kann die entsprechende Tätigkeit – auch bei bester Absicht – sehr schnell zum Problem werden. Das müssen in diesen Wochen einige Bosenheimer feststellen, die im wahrsten Sinne des Wortes eine Brücke gebaut haben. Und zwar über den Appelbach. Nicht einfach so zum Zeitvertreib.

Sondern um damit den Weg zu einem ausserhalb des Stadtteiles kaum bekannten “Lost place” zu verkürzen. Denn auf der Ostseite des Gewässers befindet sich auf Bosenheimer Gemarkung ein idyllisch unter Bäumen gelegenes Plätzchen, an dem man mit Gleichgesinnten schöne Stunden mitten in der Natur verbringen kann. Sitzgarnituren und eine Grillstelle laden dort zum Verweilen ein. Aber ohne Brücke muß ein erheblicher Umweg gemacht – oder durch Wasser gewatet werden. Diese Mißlichkeiten wollten die Herren ihren Mitbürger*Innen ersparen und trafen sich viele Stunden zum gemeinsamen Brückenbau.

Dabei wurden die berufsfremden Ehrenamtler auch von einer im Holzbau erfahrenen Fachperson unterstützt. Auch deshalb kann man über die Brücke eines sagen: sie ist stabil. Und trägt auch gewichtige Persönlichkeiten ohne Knarren und Biegen. Das Problem an der Sache. Aus guten Gründen ist das Bauen von Brücken sozial und politisch in allen Varianten und Häufigkeiten sehr erwünscht. Physische Brücken benötigen allerdings Genehmigungen. Was auch irgendwo einzusehen ist. Denn: wer haftet im Schadenfall?

Und dann kommt als Schwierigkeit dazu, dass Gewässer aus guten Gründen unter besonderer staatlicher Aufsicht stehen. Der Appelbach als Gewässer II. Ordnung unter der der Kreisverwaltung. Diese hat auf einem Weg, den wir hier zum Schutz der ehrenamtlichen Brückenbauer nicht benennen, Kenntnis von dem Brückenbau über den Appelbach erhalten. Und versucht jetzt einen Spagat zwischen dem ehrenamtlichen Engagement für eine gute Sache und rechtlichen Vorschriften. Oder in der Sprache der Kreisverwaltung, deren Stellungnahme die Redaktion dieser Seite eingeholt hat: der Sachverhalt ist der “Unteren Wasserbehörde bekannt.

Sie steht deswegen mit der für den Überschwemmungsbereich zuständigen SGD in Kontakt”. Faktisch droht der Brücke der Abriß. Denn der Appelbach ist ein Hochwasserrisikogewässer. Und natürlich wünscht auch kein Bosenheimer, dass die Brücke von den Wassermassen mitgerissen wird und bachabwärts in Planig Schäden verursacht. Vielleicht könnte hier die Stadtverwaltung helfen. Denn die beschäftigt einen Brückenstatiker. Der mußte schon mehrfach Brücken im Stadtgebiet schlechte Noten geben und sogar sperren. Sollte der die Bosenheimer Brücke freigeben, wäre das ein gutes Argument für deren Erhalt.