Wird der Nikolaus- zum Paulusmarkt?

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Klammheimlich haben die Bad Kreuznacher ihre früher selbstständigen Nachbarn im Westen in der Weihnachtszeit immer beneidet: der dortige Weihnachtsmarkt im Bad Münsterer Kurpark hat eben Flair. Wenn auch ungewöhnliche Öffnungszeiten. Im Städtchen gabs fortlaufend Bestrebungen etwas ähnliches auf die Beine zu stellen. Im hiesigen Kurpark. Was am Ruhebedürfnis der Gäste im Kurhaus scheiterte. Auf dem Kornmarkt. Wegen des Wochenmarktes leider nicht möglich. Dann eben auf der Kirschsteinanlage. Der es an ansprechender Umgebung im Winter mangelt. Und so setzten sich jene durch, die die historische Neustadt beleben wollten.

Zunächst nur auf dem Eiermarkt, dann rund um die namensgebende Kirche, fand der Nikolausmarkt viele Freunde. Jetzt, so scheint es, steht mit dem Orts- ein Namenswechsel an. Corona sei Dank ist nämlich bereits klar: auf dem Eiermarkt wird heuer kein Weihnachtsmarkt stattfinden. Dort sind die von der Coronaschutzverordnung verlangten Abstände aus Platzgründen nicht darstellbar. Die wären dann kein Problem, wenn die über Buden, Stände und Fahrgeschäfte in der Fußgängerzone verteilt aufgestellt würden. Wie es die Verwaltung vorgeschlagen hat (diese Seite berichtete). Und wie es die Mitglieder im Ausschuß für Messen und Märkte am vergangenen Donnerstag beraten haben.

Mirko Kohl (CDU) sprach sich klar für die “Verteilung im Stadtgebiet” aus. Diese sei sinnvoll vor allem hinsichtlich der Coronavorsorge. Lothar Bastian (Grüne) forderte die Einbeziehung der historischen Neustadt, der Alten Nahebrücke und dem Mühlenteich. Bastian riet dazu auf Gastronomiestände in der Fußgängerzone zu verzichten, damit die Leute “nicht mit Glühwein und Bratwurst in den Einkaufsrush hineinkommen”. Marianne Ruhl (FDP) warb für die Mitnutzung der Brücke. Für Karl-Heinz Delaveaux (FWG / BüFEP) ist unverzichtbar, einzelne Stände auf Eiermarkt und in der Poststrasse zu belassen.

Helmut Kreis CDU) fand die Idee eines “weihnachtlichen Brückenschlages ganz toll”. Ob die “Verteilung” der über 30 Buden und Stände bis zur Salinenstrasse erfolgen müsse, stellte Kreis in Frage und grenzte ein “eventuell bis zum Kornmarkt oder der Kreuzstrasse”, in jeden Fall aber in der Neustadt. Diese Überlegungen der Kommunalpolitiker kommen im Konzept der Arbeitsgemeinschaft Nikolausmarkt allerdings nicht vor. Die traf sich am Freitagabend nach der Sitzung, um die bei einer Ortsbegehung Anfang letzter Woche gewonnenen Eindrücke auszuwerten. Das Konzept der ARGE ist einfach:

Die Mitglieder des Ausschusses für Messen und Märkte wünschen Buden und dem Eiermarkt, …

Der Weihnachtsmarkt zieht von der Nikolaus- zur Pauluskirche um. Dort soll das Gelände coronaabstandsgerecht mit den Buden und Ständen bestückt werden. Um sicherzustellen, dass sich in diesem Bereich nicht mehr als 700 Personen aufhalten, soll eine Besucherzählung ohne Feststellung persönlicher Daten erfolgen. Auch wenn dieser neue Standort aus Sicht der ARGE viele Vorteile bietet: eine dauerhafte Verlegung soll daraus nicht abgeleitet werden: “die Verlegung ist nur coronabedingt,” stellt Joachim Schrögel klar, einer der ARGE-Mitstreiter und seit 25 Jahren beim Nikolausmarkt dabei.

… in der Poststrasse und der Mannheimer Strasse …

Das von den ehrenamtlichen Kommunalpolitikern befürwortete Modell “Verteilung” ist aus Sicht der Schausteller nicht zielführend und zu “80 Prozent nicht möglich”. An vielen vom Platzangebot her möglichen Stellplätzen würden Schaufenster oder Geschäftseingänge beeinträchtigt, wissen die Schausteller. Die Idee höre sich zwar gut an, sei aber für über 30 Stände und Buden kaum durchführbar. Die Standplätze in der Neustadt müßten zudem weit auseinanderliegen, da viele Strassenabschnitte zu schmal sind. “Kommen unter diesen Umständen Gäste dahin?” fragt Joachim Schrögel und fügt an: “wer stellt sich da hin? wer soll das wirtschaftliche Risiko tragen?”

… am Zwingelbrunnen …

Der Komplettumzug zur Pauluskirche sei daher für die Schausteller die vorzugswürdige Lösung. Auch für das Problem der dann nötigen Sperrung der Kurhausstrasse zwischen 15 und 21 Uhr gebe es eine Lösung: die Öffnung der Zufahrt in die Neustadt von der Poststrasse aus. Es ist noch eine dritte Variante vorstellbar: ein Umzug an die Pauluskirche, so wie die Schausteller das in ihrem Konzept vorsehen. Aber mit einer anderen Aufbaustruktur. Der die Erkenntnis zugrunde liegt, dass es die Buden mit gastronomischem Angebot sind, die unter Coronagesichtspunkten problematisch sind.

und auf der Alten Nahebrücke, eventuell bis zum Kornmarkt oder sogar der Kreuzstrasse.

Würde man diese jeweils mit der Ausgabeseite zur Kurhausstrasse in Reih und Glied auf die südlich der Strasse von der Brücke bis zur Schirmbar gelegene Grünfläche stellen, läßt sich durch die Strassenfläche leicht der vorgeschriebene Abstandsbereich generieren. Diese Aufstellung würde die Budenstrecke auch in die Länge ziehen. Was den Vorteil hat, dass auf der gegenüberliegenden Grünfläche auch die Tische, Bänke und anderen Aufenthaltsangebote entsprechend entzerrt im Sinne der Abstandsregel zum Coronaschutz aufgebaut werden könnten.

Für die Schausteller kommt dementgegen nur ein Umzug von der Nikolaus- zur Pauluskirche in Frage. Dort sollen die Buden und Stände dann zwischen der Mühlenteichbrücke …

In die Phalanx der Gastronomiestände könnten durchaus, dort wo Bäume mehr Abstand erzwingen, die typischen Weihnachtssachenstände integriert werden. Jeweils mit Zugangsmöglichkeit nur von der Strasse aus. Dieses Areal wäre leicht hinter den Buden mit dekorierten Gittern abzusperren, so dass ein von hinten und innen nur den Schaustellern zugänglicher Bereich ohne Publikum entstehen würde. Unter den Plantanen auf der Nordseite der Strasse könnten auch Karussells und anderen Angebote aufgebaut werden. So wie auf dem Winzenheimer Scheunenplatz jeweils an den Platzaussenseiten.

… und der Schirmbar aufgebaut werden.

Das würde optisch einen geschlossenen Marktcharakter andeuten, zwischendrin aber viel Platz lassen. Damit würde sich eine Situation wie in der Fußgängerzone ergeben. Und eine Anwesendenzählung wäre genau wie dort überflüssig. Zumal hätte es den Vorteil für die Schausteller, dass diese nur für den korrekten Betrieb vor ihren Ständen verantwortlich wären. Und die Gäste im Verzehrbereich, wie in der Fußgängerzone und in anderen publikumszugänglichen Örtlichkeiten, für ihr Verhalten. Wobei die Schausteller ja Bereitschaft gezeigt haben mit Ordner-Weste statt Weihnachtsmannkostüm verkleidet auffällige Zusammenballungen von Menschen auseinanderzubewegen.

Alternativ könnten zur Durchsetzung der Abstandsregeln die Gastronomiestände auf der Grünfläche rechts und die Verzehr- und Kommunikationsbereiche links der Kurhausstrasse aufgebaut werden.

Da das Publikum ja auch wegen Speis und Trank kommt, haben die Schausteller da bessere Einflußnahmemöglichkeiten als jeder Ordnungshüter. Diese Lösung hätte den Vorteil, dass die Kurhausstrasse als Erschließung für den südlichen Teil der Neustadt erhalten bliebe. Weil es sich um einen Verkehrsberuhigten Bereich handelt. Und die hoffentlich vielen Passanten werden die Autofahrer*Innen dazu zwingen endlich so zu fahren, wie es seit Jahrzehnten in der StVO steht: Schrittgeschwindigkeit.