Enthüllt: so sieht sie wirklich aus …

Bewertung von
Claus Jotzo

Besonders die Kritiker sind bei der Namensgebung sehr kreativ: “Fahrradhotel”, “Millionengrab” und “Steuergeldverbrennungsanlage” – diese und noch weniger charmante Bezeichnungen werden in der Öffentlichkeit und den Sozialen Medien für den Neubau am Bahnhof verwendet. Im Amtsdeutsch der Stadtverwaltung heisst das Gebäude schlicht “Mobil- und Infopunkt”. Nachdem sich der Bau erst viele Monate verzögerte, steht zum 1. Dezember die Eröffnung an. Rechtzeitig vorher ließ das Projekt die Hüllen fallen. Und zeigt sich ungeschminkt. Natürlich ist alles noch Baustelle.

Aber eines ist schon mal klar. Könnte man über die Kosten hinwegsehen, wäre die Freude beim Anblick ungetrübt. Seien wir ehrlich. Da wurde in Bad Kreuznach schon mehr Geld für weniger optisch überzeugendes Mauerwerk ausgegeben. Wer sich noch – wenn auch ungern – an die Dreckecke erinnern kann, die den Europaplatz jahrzehntelang an seinem östlichen Ende verschandelte, kann gar nicht anders, als das Werk jetzt schon zu loben. Wie gesagt, es mag einer der teuersten Lückenfüller in der Stadtgeschichte sein. Aber es ist ganz eindeutig ansehnlich.

Ob das Angebot, für das die Millionen ausgegeben wurden, die notwendige Zahl von Nutzer*Innen findet, wird sich zeigen. Das Gebäude ist jetzt jedenfalls da. Und die Zweifler haben nun Zeit ihre Kreativität nicht nur bei der Namensgebung zu erschöpfen, sondern gern werthaltige Nachnutzungen auszudenken. Sollte dabei der große Wurf gelingen, könnte der bei erfolgreicher Entwicklung der Mobilitätsstation auch realisiert werden: auf der Westseite des Bahnhofsgebäudes ist noch viel Platz für ein weiteres geschwungenes architektonisches Statement pro Bad Kreuznach.