SPD zittert um den Gewobau-Aufsichtsratvorsitz

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Claus Jotzo

Wolfgang Bouffleur hat das alles so nicht gewollt. Weder konnte er den Zeitpunkt seines Nachrückens in den Stadtrat beeinflussen. Noch die Ausgrenzung durch seine Parteigenossen absehen. Und trotzdem wird Wolfgang Bouffleur als der große Gewinner aus dem Kräftemessen mit den anderen neun Sozialdemokraten im Stadtrat hervorgehen. Wenn er dies will, wird er auch weiterhin einen Platz in der SPD-Fraktion haben. Das hat der Redaktion dieser Seite ein Mitglied der SPD-Fraktion, das nicht namentlich genannt werden möchte, im Hintergrundgespräch anvertraut.

“Erpresserisch, unsolidarisch und egoistisch”

Zwar habe man sich intern “maßlos” über Wolfgang Bouffleur und seine Vorgehensweise geärgert (“erpresserisch, unsolidarisch und egoistisch”). Habe aber gar keinen Handlungsspielraum. Denn dessen Forderung kommt für die SPD-Fraktions- und Parteiführung zur Unzeit. Würde Wolfgang Bouffleur nicht in die Fraktion zurückkehren, stünde nämlich Dr. Kaster-Meurers Aufsichtsratsvorsitz bei der Gewobau auf dem Spiel. Die elf vom Stadtrat zu benennenden Aufsichtsräte sollen in der Stadtratssitzung am 29. Oktober gewählt werden.

Keine Einheitsliste

Für diesen Fall hat Karl-Heinz Delaveaux (FWG / BüFEP) bereits einen eigenen Wahlvorschlag angekündigt. Das bedeutet: es kommt keine Einheitsliste zur Abstimmung, sondern es wird gewählt. Und da zählt jede Stimme. Eine weniger für die SPD wäre nicht fatal. Der etwa gesundheitlich bedingte Ausfall eines zweiten Genossen sehr wohl. Aber auch je nach dem welchem Wahlvorschlag ein ausgegrenzter Wolfgang Bouffleur sein Votum geben würde, könnte dies das bisher vorgezeichnete Wahlergebnis verändern. Kämen SPD, Grüne und Linke nach dem Auszählen zusammen nur auf fünf Aufsichtsratplätze, würden die anderen Fraktionen Markus Schlosser (CDU) an Stelle der Oberbürgermeisterin zum Aufsichtsratsvorsitzenden wählen.

“Dem Wolfgang geben, was er will”

Das würde auch dem letzten Scheuklappenträger klarmachen, dass die Tage der Dr. Heike Kaster-Meurer an der Stadtspitze gezählt sind. Die Oberbürgermeisterin wäre für die letzten Monate ihrer Amtszeit in der Wahrnehmung der Kommunalpolitik, der Mitarbeitenden in der Stadtverwaltung und der Öffentlichkeit eine “lame duck”. Und würde damit selbst für den Fall, dass sie nicht erneut für das Amt kandidiert, eine SPD-Ersatzkandidatin schwer beschädigen. “Daher”, so unser Gesprächspartner, “bleibt uns gar nichts anders übrig, als dem Wolfgang zu geben, was er will”. Und der hat ja wirklich sehr bescheidene Forderungen.