Pörksen greift Schlosser an: “mit dem Bürgermeister abgeklatscht”

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Claus Jotzo

Günter Meurer ist nicht einfach nur der Ehemann der Oberbürgermeisterin. Der SPD-Stadtverbandsvorsitzende kann was. Auch beruflich. Diesbezüglich ist seine Bezeichnung Meister im Kachelofen- und Luftheizungsbauhandwerk. In den vergangenen Monaten ist er kommunalpolitisch mehr als Fotograf aufgefallen. In Sitzungen des Stadtrates und einiger Ausschüsse setzt Meurer sein Handy nicht nur zum Telefonieren ein. Sondern, so der Eindruck mehrerer Gremienmitglieder, zum Anfertigen von Bildmaterial.

Gestern Abend im Hauptausschuß führte die neue Leidenschaft Meurers zu einem verbalen Schlagbatausch zwischen SPD-Haudegen Carsten Pörksen und Beigeordnetem Markus Schlosser (CDU). Pörksen warf Schlosser vor, dieser habe sich in der zurückliegenden Sitzung des Stadtrates nach der rot-grün-dunkelrot-bunten Abstimmungsniederlage um die Finanzierung des Stadtjugendamtes mit dem Bürgermeister “abgeklatscht”. Als äußeres Zeichen der Freude über die damit verbundene Niederlage der Oberbürgermeisterin.

Carsten Pörksen führte aus das “wahrgenommen” zu haben. Schlosser widersprach dieser Darstellung sofort energisch mit dem Hinweis auf von Günter Meurer gefertigte Fotos, wurde aber von Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer zunächst an weiteren Ausführungen gehindert. Als er dann einige Zeit später laut Rednerliste dran war, stellte der Beigeordnete klar: in der mehrminütigen Sitzungspause, die entstanden war, weil die OBin und ihr bevorzugter Hauptamtsmitarbeiter die Ja- und Neinstimmen gleich mehrfach auszählten, habe er mit dem Bürgermeister ein Detailproblem bezüglich des Grundschulneubaues besprochen.

Weil dieser ihm seine Unterstützung für die Vorgehensweise signalisierte, habe er mit einem nach oben gerichteten Daumen reagiert. Günter Meurer hätte diese Situation leicht aufklären können. Durch Vorlage von Bildmaterial. Aber Meurer schwieg. Carsten Pörksen, der nur Assesor jur, also kein Volljurist ist, reagierte wie ein Spitzenadvokat. Schlossers spontanem Widerruf “Lüge” hielt er den Rat entgegen, die Behauptung einfach zu bestreiten. Denn von einer Lüge kann man streng genommen nur sprechen, wenn man beweisen kann, dass einer wider besseres Wissen etwas Falsches sagt.

Günter Meurer mauerte

Was Carsten Pörksen weiß und was nicht kann Schlosser aber kaum beweisen. Er konnte nur versichern, dass dessen Darstellung unzutreffend ist. So bleibt der Wortwechsel als ein weiteres kommunalpolitisches Scharmützel, bei dem die spontane Reaktion Schlossers sehr für seine Darstellung spricht, Carsten Pörksen etwas gesehen hat, aber in der Emotion der Sitzung unzutreffend interpretierte. Und der Fotograf Günter Meurer, der mit seinen Bildern alles hätte aufklären können, mauerte. Ganz so als ginge es darum, einen Kachelofen hochzuziehen.

Jenseits der Alltagsprobleme der Einwohner*Innen

Neutrale Beobachter*Innen werden jetzt entgeistert fragen: “haben die denn angesichts von achtstelligen Defiziten im Stadthaushalt keine anderen Probleme?” Und müssen mit der Antwort zurecht kommen: doch. Haben sie. Unter anderem, wie es passieren kann, dass frau “konservative” Stadtratsmitglieder versehentlich “alternative Faschisten” nennt. Und ob ein ausdrücklich für die nichtöffentliche Sitzung gestellter und der Presse nicht anvertrauter Antrag “populistisch” sein kann. Zugegeben. Auch das hört sich nach einer sehr abgehobenen Themenwahrnehmung jenseits der Alltagsprobleme der Einwohner*Innen an. Aber interessant war es trotzdem, wie Sie morgen an dieser Stelle werden lesen können.

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