Doppelstrategie zur Rettung des Planiger Sportplatzes erfolgreich angelaufen

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Nach dem öffentlichen Ortstermin auf dem desolaten Planiger Kunstrasenplatz am 3. September ging alles ganz schnell. Schon am 15. September tagte der Sportausschuß. Dort verständigten sich die Kommunalpolitiker unter Leitung von Sportdezernent Markus Schlosser mit dem Vorsitzenden der TSG Planig, Thomas Forsch, einmütig auf eine Doppelstrategie. Einerseits hilft die Stadt der TSG dabei das Antragsverfahren beim Kreis und die Umsetzung der Sanierung des Platzes in eigener Regie durchzuführen. Andererseits bereitet das von Grit Gigga geleitete Sportamt alles vor, um so bald als möglich eine Instandsetzung der defekten Flächen durchführen zu können.

Philipp Geib, Grit Gigga und Markus Schlosser (von rechts) brachten viele Argumente in die Aussprache ein.

In der lebhaften Diskussion vor rund zwei Wochen spielten wie schon beim Ortstermin chemische Prozesse und technische Pflegemaßnahmen eine Rolle. Phillipp Geib vom Stadtbauamt referierte zunächst die gar nicht so lange Leidensgeschichte des 2005 errichteten Platzes. Im Sommer 2019 hätte sich eine erhebliche Klumpenbildung ergeben, weil aus dem Granulat im Laufe der Jahre die Weichmacher herausgelöst worden seien. Die Stadt habe sofort reagiert und als Sanierungsmaßnahme Granulat herausgeholt und mit Sand verfüllt. Wieso es trotzdem zu partiellen Verklebungen gekommen sei, mache ihn “etwas ratlos”.

Geib stellte ein rund 30.000 Euro teures Sanierungskonzept vor, bei dem die betroffenen rund 500 Quadratmeter ausgeschnitten, entfernt und durch funktionstrüchtiges Material ersetzt würden. Fachleute hätten der Stadt versichert, dass es dadurch weder eine Unfallgefahr noch Einschränkungen der Bespielbarkeit geben werde. Weil es sich bei der Sanierung um einen Sonderfall handele, werde in jedem Fall zunächst nur “eine kleine Testfläche gemacht”. Zu einem kleinen verbalen Geplänkel mit Thomas Forsch kam es, als dieser den damaligen Einbau nicht dauerhaft UV-beständigen materials als “Preisfrage” rügte.

Philipp Geib stellte dazu fest, vor 15 Jahren sei der Stand der Technik verbaut worden und kein Billigmaterial. Forsch berichtete dem Ausschuß, dass der Platz nach der von der Stadt in 2019 veranlaßten Sanierung “nicht mehr so war wie vorher”. Bereits im November letzten Jahres sei deutlich geworden, dass das Grün stellenweise wesentlich rutschiger geworden sei und einige Stellen “total verschorft” sind. Dort sei der Platz bretthart. Dem Einwand Hermann Holstes (Grüne), der Bedenken gegen eine erneute Kunststoffverfüllung anmeldete, hielt Forsch entgegen, es werde keinerlei Granulat mehr eingebaut.

Zu Holstes Vorschlag alternativ einen Winterrasenplatz zu bauen, merkte Forsch an: “Naturrasen würden wir auch gern haben. Das ist eine tolle Sache”. Aber bei 14 Mannschaften und 1.200 Nutzungsstunden wäre der “ruck-zuck weg”, sei also nicht adäquat. Forsch schlug als Lösung vor, die Stadt solle den maroden Platz an die TSG mittelfristig verpachten. Und der von ihm geführte Sportverein würde die Sanierung in Eigenregie durchführen. Dazu legte Forsch den Sportausschußmitgliedern ein 13-seitiges Konzept vor. Demnach müßte die Stadt bei Gesamtkosten von 258.000 Euro nur rund 8.000 Zuschuß zahlen. Der Verein würde über seine Hausbank 50.000 Euro aufbringen, weitere 50.000 Euro kämen durch private Förderer rein, 40.000 Euro würden durch Sponsoring erzielt und 20.000 Euro durch Eigenleistungen.

Ahmet Dasli (SPD) sprach sich klar für den Vorschlag der TSG Planig aus, während …
… Fraktionsvorsitzender vorsichtiger zunächst das städtische Sanierungskonzept befürwortete.

Als Motivation für dieses “sehr sportliche” Engagement führte Thomas Forsch an, dass der Platzzustand es nicht zu länger zulasse zu warten. Und der Verein sei in seiner Existenz gefährdet, wenn der Platz unbespielbar wird und eine Auslagerung auf andere Plätze erforderlich würde. Dem SPD-Fraktionsvorsitzenden Holger Grumbach, der dazu riet erst einmal die städtische Sanierung durchzuführen und dann weiter zu sehen, hielt Forsch entgegen: “wir holen das Geld schon rein mit dem Verkauf der Getränke der Firma Grumbach”. Philipp Geib machte geltend, dass es sich bei dem von der TSG favorisierten Ersatzbelag “um ein neues Produkt handelt, wo noch kein Mensch über 10 Jahre überblicken kann, wie es läuft”.

Ortsvorsteher Dirk Gaul-Roßkopf war als moralische Unterstützung zur Sportausschußsitzung mitgekommen, brauchte aber wegen des für das Projekt günstigen Sitzungsverlaufes nicht einzugreifen.

Weiterhin führte der Fachmann aus dem Stadtbauamt an, dass der Ausbau des Planiger Kunstrasen viel teurer werde, als im Salinental, “weil das Zeug Sondermüll und nicht wiederverwend bar ist”. Gemeinsam mit Sportdezerent Schlosser bezeichnete es Geib als erforderlich “erst mal untersuchen, ob ein unverfüllter Platz überhaupt dauerhaft bespielbar ist”. Derzeit erfolge der Kraftabtrag über Granulat und Sand, ob das neue Material dies dauerhaft leisten könne, stehe nicht fest. “Wir wollen nicht wieder Vorreiter von etwas sein, das am Ende nicht funktioniert”, mahnte Geib und stellte fest:

“Wir brauchen Zeit um das alles zu prüfen”. Auch Helmut Kreis (CDU) warnte vor einem Schnellschuß. Und ließ sich die einzelnen Positionen des Finanzierungsplanes im Detail von Thomas Forsch erklären. Dieser legte Punkt für Punkt ein schlüssiges Konzept mit vielen Sicherheitsbestandteilen dar, das die Ausschußmitglieder erkennbar überzeugte. Sportamtsleiterin Grit Gigga räumte ein, dass das vereinsgetragene Sanierungsvorhaben “mit heißer Nadel gestrickt” sei, beschrieb das Risiko für alle Beteiligten aber als “überschaubar”.

Nachdem Markus Schlosser nochmals festgestellt hatte, dass die “Stadt immer auf der Seite der Vereine ist”, die Finanzen aber eine große Rolle spielten und aus diesem Grund von einer endgültigen Beschlußfassung abriet, machten mehrere Ausschußmitglieder den Weg frei für die eingangs beschriebene Doppelstrategie. Philipp Geib sagte der TSG für deren Antrag die volle Unterstützung der Stadt zu. Und zumindest die erste Hürde ist bereits genommen. Wie die Kreisverwaltung der Redaktion dieser Seite in der vergangenen Woche bestätigte, liegt dort der Antrag der TSG Planig zwischenzeitlich vor, so dass der Sportstättenbeirat des Kreises sich damit noch in diesem Jahr beschäftigen kann.

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