Meinung: wir brauchen weder mehr Radwege noch Strassen, sondern …

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Samstagmittag (gestern) in der Planiger Strasse. Direkt im Kreuzungsbereich stehen zwei Schilder. Rechteckig. Blauer Untergrund mit vielen weißen Zeichen darauf (“Verkehrsberuhigter Bereich”). Der schärfste Regelinhalt dieser Schilder: die Höchstgeschwindigkeit beträgt MAXIMAL 10 km/h. Eigentlich Schrittgeschwindigkeit. Ich stehe auf dem Gehweg und mache Bilder. An meinem Rücken streift etwas vorbei. Es ist ein erwachsener Radfahrer. Auf dem Gehweg. Dann rast auf der Strasse ein Auto entlang. Aus dem dummfrechen Grinsen des Fahrers schlußfolgere ich, dass sein Gehirnschaleninhalt umgekehrt proportional zur kw-Leistung des von ihm gesteuerten Pkw ist. Und der hat bei einem BMW M 3 einiges zu bieten.

Unfähig zur Kreiselnutzung

Natürlich kann ich nicht sagen, ob er 35 oder 55 km/h gefahren ist. Aber maximal 10 km/h mit Schrittgeschwindigkeit waren es natürlich nicht. Der Fahrer könnte keine 10 Minuten am Stück in dem Tempo laufen, das er gerast ist. Auf dem Heimweg fahre ich durch den Kreisel Bosenheimer Strasse. D.h. zunächst stehe ich da und warte darauf, dass die Autos vor mir weiterfahren. Es stellt sich heraus, dass der erste in der Reihe offenbar der Überzeugung ist, es dürfe sich kein anderes Auto im Kreisel befinden, bevor er einfahren darf. Und dann die Krönung. Der zweite ist ein Linksblinker.

Jeder Depp scheint hier einen Führerschein zu haben

Der verschaffte mir die Erleuchtung: wir brauchen in Bad Kreuznach weder mehr Radwege noch Strassen. Sondern massenhafte Nachschulungen für Auto- und Radfahrer*Innen. Jeder Depp scheint hier einen Führerschein zu haben und beteiligt sich in der Grundüberzeugung am Strassenverkehr, dieser werde schwerpunktmäßig für ihn persönlich organisiert. Würde im Stadtgebiet Bad Kreuznach einen Monat lang konsequent kontrolliert, wäre die Verkehrswende geschafft: leere Strassen, auf Gehwegen Platz für Fußgänger*Innen. Und wegen der vielen Gehfaulen: volle Busse. Denn mindestens jeder Zweite würde seine Fahrerlaubnis verlieren.