Mediationsverfahren zum Mantelsonntag fällt aus

Bei den Etatberatungen im Mai hatte Mike Mattern vom gleichnamigen Herrenausstatter auf der Alten Nahebrücke Nähe Kornmarkt einen Bürgerantrag eingebracht. Er wünschte sich ein Mediationsverfahren zum Mantelsonntag. Beide Seiten, Einzelhändler und Sonntagsschützer sollten begleitet von einer Fachperson zusammenkommen, um eine Lösung zu erarbeiten. Mit Unterstützung von Stadtratsmitglied Dr. Silke Dierks wurde dieser Bürgerantrag zunächst vom Finanzausschuß und am 25. Juni 2020 dann auch vom Stadtrat beschlossen (diese Seite berichtete).

In der vergangenen Woche fand nun ein bereits im Juli verabredetes Vorgespräch statt. Mit einem eindeutigen Ergebnis: es wird in Bad Kreuznach kein Mediationsverfahren über Sonntagsöffnungen im Einzelhandel unter Beteiligung der Mitglieder der lokalen Allianz für den freien Sonntag geben. Zum Bedauern von Mike Mattern lehnen Kirchen und Gewerkschaften jede Beteiligung daran ab. Dennoch war das am 25. August in guter Atmosphäre geführte Gespräch von der Bereitschaft, die jeweiligen Positionen zu verstehen geprägt, wobei es auch Übereinstimmungen gab.

So sahen beide Seiten den freien Sonntag als hohes kulturelles Gut an, das der Einzelhändler aber nicht durch einen “Mantelsonntag” gefährdet sah. Der sei für die emotionale Bindung der Kunden wichtig, rein wirtschaftlich aber nicht allein entscheidend ist. Er sei eine Gelegenheit zu zeigen, was “E-Commerce” nicht könne. Kontrovers blieben Einschätzungen, ob denn “die Menschen das wollen” oder nicht. Die Allianz erinnerte daran, dass sie aus gesellschaftspolitischen und volkswirtschaftlichen Gründen gegen Sonntagsöffnungen sei, dabei die Rechtsprechung auf ihrer Seite wisse.

Sie sieht auch die Gefahr, dass Ausnahmen zur Regel werden könnten, erinnerte dabei an Entwicklungen, die mit dem “Dienstleistungsabend” donnerstags bis 20 Uhr und dem langen Samstag begannen und heute beim Ladenschluss von Montag bis Samstag 22 Uhr vorläufig endeten. Dem hielt Mattern entgegen mit dem Hinweis, dass fast alle Einzelhändler vor Ort um 18 Uhr schließen, wenige um 19 Uhr. Man verzichte also freiwillig auf mögliche Öffnungsstunden unter der Woche. Die katholische und die evangelische Kirche unterstützen aktiv die Initiative “Wir sind Kreuznach”, die zum lokalen Einkaufen animieren will.

Mike Mattern bemängelte, dass sich dies ausschließend auf das Einzugsgebiet auswirke, dass ein hoher Anteil der in Bad Kreuznach verausgabten Kaufkraft von 50.000 Kunden aus dem Umland stamme, worauf der typische Einzelhändler angewiesen sein müsste. Zur Struktur des Einzelhandels führte Mattern aus, dass ca. 40 % der Geschäfte Filialisten und somit Multi-Channel Anbieter sind, die ihre stationären Geschäfte u. a. aufgrund ihrer Online Umsätze, aufrecht erhalten. Der Kundenappell lokal zu kaufen ist wünschenswert, aber nicht durchführbar.

Das zeigen leider auch die zurückliegenden Umsätze im Netz. Einigkeit bestand auch darin, dass von beiden Seiten gesehene Probleme des Einzelhandels in Bad Kreuznach nicht mit einer sonntäglichen Ladenöffnung zu lösen seien. Es bedürfe dazu eines Gesamtkonzepts dafür, wie die Stadt Bad Kreuznach umfassend lebenswerter gestaltet werden könnte. Hier sei auch die Wirtschaftsförderung der Stadt Bad Kreuznach ebenso gefordert, wie der Einzelhandel selbst.

Quelle: Mike Mattern für Meine Stadt Bad Kreuznach