Ferien-Spielstrassen: falsche Angaben der Stadt und Widerstand der Anwohner*Innen

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Im Stadtrat vor der Beschlußfassung und in der Presseerklärung der Stadtverwaltung (wir berichteten gestern) war viel von Kindern die Rede. Das ist auch gut so. Denn die können nicht für sich selbst sprechen. Und ihre Lobby ist nicht die stärkste. Schon gestern, am Tag nach der vollmundigen Ankündigung von vier Ferien-Spielzonen aus dem Stadthaus, wurde allerdings deutliche Kritik an der Vorgehensweise der Stadtverwaltung laut. Die fehlende Einbeziehung der Anwohner*Innen dürfte noch zum Problem werden. Und auch die Auswahl der Strassenabschnitte scheint am grünen Tisch erfolgt zu sein.

Ohne Einbeziehung ortskundiger Personen. So wird der für Spielspaß freigegebene Abschnitt der Richard-Wagner-Strasse vor der Dr.-Martin-Luther-King-Grundschule (Maluki) sowohl in der von der Stadt veröffentlichten Grafik als auch in der Pressemitteilung wörtlich als “Verkehrsberuhigter Bereich” bezeichnet. Vor Ort fehlt allerdings die entsprechende Beschilderung. Tatsächlich hängen dort nur zwei Schilder. Eines, das die Höchstgeschwindigkeit auf 10 km/h festlegt. Und eines, das die Durchfahrt verbietet. Zur Frage, wie ernst in dieser Stadt eine 10-km/h-Beschilderung genommen wird, hat jede Verkehrsteilnehmerin ihre eigenen Erfahrungen.

Und das Durchfahrt-Verboten-Schild hat bereits mindestens zwei Mütter nicht daran gehindert, es mit ihren Pkws geflisstenlich zu ignorieren. Die Daten sind amtsbekannt. Denn deren Autos wurden zur Strafe vom versenkbaren Poller aufgespiesst. Apropos Poller. Der südliche zählt bundesweit zu den störungsanfälligsten. Und war – trotz einer Reparatur vor wenigen Wochen – gestern wieder einmal ausser Betrieb, so dass durch die Ferien-Spielzone nicht nur Mofas und Motorräder durchbrausen, sondern auch Autos vollkommen ungehindert einfahren können. In der Rheinstrasse und in der Mathildenstrasse war gestern Abend vom Ferienspielvergnügen nichts zu sehen: keine Schilder, keine Poller, keine Sperren.

In der Jungstrasse waren gestern Abend Parkverbotsschilder aufgestellt. Allerdings nicht, wie in der Presseerklärung der Stadt angekündigt, für den gesamten Teilabschnitt zwischen Bahn- und Baumgartenstrasse. Sowohl in der Rhein- als auch in der Jungstrasse sprachen wir mit Anwohner*Innen, die sich ganz und gar nicht mit den 6-Wochen-Parkverboten anfreunden möchten. Nach 40 Jahren Erfahrung mit Anwohnergesprächen in derartigen Fällen bin ich mir sicher: das wird Mecker geben …

Und die Kinder? Kein einziges spielte in den vier Zonen auf der Strasse (obwohl das in der Mathildenstrasse, die tatsächlich ein Verkehrsberuhigter Bereich ist, schon jetzt erlaubt wäre. Die Kinder und Jugendlichen, die wir gestern am frühen Abend im Bereich um die Zonen angesprochen haben, wußten nichts von deren Existenz. Zwei Jugendliche in der Richard-Wagner-Strasse formulierten ihre Sicht zu der Idee sinngemäß so: “toll. Aber das wird nur was, wenn einer kommt, der aufpaßt”.

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