Falschparker – Report 18

Es hat schon was, wenn man einen Falschparker-Report mit einem Fall beginnen kann, in dem alles unter polizeilicher Aufsicht passiert. Auf dem Parkplatz südlich vor der Nikolauskirche sind drei Stellflächen für schwer Gehbehinderte reserviert (“Behindertenparkplätze”). Zwei davon waren gestern Nachmittag von (äusserlich) kerngesunden und keinesfalls mobilitätsbehinderten Fahrzeugführern mit deren Boliden belegt. Grund des Polizeieinsatzes: die Herren kamen sich im Begegnungsverkehr ein Stück zu nahe. Und ruck-zuck war der Lack ab.

Wir haben über sowas früher gelächelt. Und uns innerlich darüber gefreut, dass ein anderer es noch schlechter macht als wir. Aber wo der Pkw zum Statussymbol wurde, wird nicht der Lackdoktor gerufen. Sondern die Polizei. Das sind die selben Beamten, die Mord und Totschlag verhindern sollen. Dafür auch gut ausgebildet sind. Und in der Praxis die Egos von automobilen Primaten, von denen zwei das öffentliche Brusttrommeln nur mit Mühe unterdrücken konnten, voreinander schützen müssen. Durften die sich auf den Behindertenparkplätzen breit machen?

Besser war es jedenfalls für die anderen Verkehrsteilnehmer*Innen, die so immerhin nicht aufgehalten wurden. Nicht gut war dagegen, was sich nur wenige Meter weiter Richtung Fußgängerzone tat. Dort waren wieder einmal mehrere Autos ausserhalb der weißen Parkmarkierungen abgestellt. Ohne dafür mit Knöllchen belohnt worden zu sein. Die Nichtkontrolle an vielen sensiblen Stellen zieht sich wie ein roter Faden durch die Stadt. Aber bevor wir dazu kommen, muß – standesgemäß – DER Frevel schlechthin des gestrigen Falschparkertages gewürdigt werden.

Eine schwarze Mercedes-Limousine auf dem Parkplatz der Oberbürgermeisterin vor dem Stadthaus! Ein als Fußgänger passierender Insider stellte sofort unaufgefordert klar: der Dienstwagen von Dr. Kaster-Meurer kann das nicht sein. Denn es ist kein Ofen(-Freund) drin. Jetzt also schon Falschparker auf reservierten Dienstparkplätzen.

Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre. Weil die fahrzeugführende Person Angst hatte sich den Stoßfänger am Stadtbaum zu zerkratzen (siehe oben), nahm sie die Behinderung für die Fußgänger*Innen in Kauf. Denn wer nicht weit genug vorfährt, steht mit dem Heck auf dem Gehweg. Viele fahren halt Auto, ohne um die relevanten Dinge zu wissen.

Gut belegt waren wieder die Sonderparkzonen. So in der Roßstrasse Höhe Kornmarkt. Tatsächlich einer der schönsten Falschparkerplätze der Stadt.

Immer wieder erschütternd: die primitivegoistische Rücksichtslosigkeit, mit der organisiert das Recht gebrochen wird. In der Mühlenstrasse wäre ein Bus auf dem Weg zum Busparkplatz nicht um die Kurve gekommen. Weil sehr wichtige Leute ihre Interessen hemmungslos realisieren. 100 Meter weiter in der Kirschsteinanlage war für 30 Fahrzeuge Platz. Aber so war der Weg halt kürzer.

Auch wenn die Fußgängerinnen sich zwischen Busch und Seitenspiegel durchquetschen mußten. Aber FußgängerInnen mag die von Dr. Kaster-Meurer geführte Verwaltung nicht. Tagtäglich machen wir Bilder, die immer die selbe Situation zeigen: die schwächsten VerkehrsteilnehmerInnen werden nicht geschützt. Wenn der Oberbürgermeisterin das nicht paßt: warum hat sie in den rund acht Jahren ihrer Amtszeit daran nichts geändert? Warum läßt sie am Brückenhaus Spinnenweben entfernen – aber Falschparker ungeschoren davonkommen?  

Warum werden Bushaltestellen tagtäglich zu Parkplätzen umfunktioniert, auf denen ein Falschparker sich mit dem nächsten abwechselt?

Und die Fahrzeugführer wissen ganz genau, dass sie all das nicht dürfen. Dieses scheue Exemplar (Bildhintergrund in der Kurve) wurde von uns gestern auf dem Busparkplatz in der Kirschsteinanlage stehend entdeckt. Der aussteigende Beifahrer bemerkte die Kamera – und der Pkw brauste Richtung Mühlenstrasse davon. Richtig. Da steht so ein Schild. Das verbietet genau das. Denn man kann sehr schlecht sehen, was im Gegenverkehr um die Ecke kommt. Irgendwann wird das ein kleines Kind auf einem Roller oder Fahrrädchen sein. Dann wird die tagtäglich praktizierte Amtspflichtverletzung ein Fall für den Staatsanwalt.

Auch im Salinental ist durch das Parken längs der B 48 jederzeit ein Verkehrsunfall mit schlimmen Folgen möglich.

Wer so parkt schubst auch kleine Kinder vom Töpfchen: der Waldparkplatz im Salinental ist nicht einmal halb voll. Aber weil der lendenlahme Schwachmat Verkehrsregeln vorsätzlich straffrei mißachten darf, macht er-sie-es sich angenehm. Übrigens. Frau Heiderose Häußermann, die Leiterin der Ordnungsamtes, widerspricht unserer Behauptung, die von ihr geführte Behörde sei untätig und schreibt von einem “Amt, das nicht untätig ist”.

OK, dann müssen wir es genauer formulieren: ein Taucher, der nicht taucht, taugt nichts. Wie ein Ordnungsamt, das “nicht untätig ist” – und trotzdem tagtäglich solche Bilder ermöglicht. Für die, das muß immer wieder klargestellt werden, nicht hunderte von Mitarbeiter*Innen stundenlang durchs Städtchen ziehen. Sondern ein Fotograf ein paar Minuten am Tag opfert. Die technische Nach- und journalistische Aufarbeitung kostet wesentlich mehr Zeit.