Auf dem Kornmarkt ging es gestern rechts rum

Die Meinung
unseres Redakteurs
Claus Jotzo

Demokratie lebt davon abweichende Meinungen ertragen zu können. Freiheit ist immer die der Anderen. Insofern darf man Steffi Otto (Grüne) und Jürgen Locher (Linke), was keinen überraschen wird, der die beiden kennt, eine gesunde demokratische Grundeinstellung bescheinigen. Denn trotz anderer Auffassung in der Sache haben sie sich den AfD-dominierten Spaziergang im Uhrzeigersinn auf dem Kornmarkt gestern Nachmittag interessiert angesehen. Und sich ihre Gedanken gemacht. In den Sozialen Netzwerken ging es in der Folge etwas unsachlicher zu. Leider auch unfriedlicher, als auf und um den Kornmarkt.

Dort wurden die über 100 Rundgänger von etwa noch einmal so vielen Passanten beäugt. Aggressionsarm. Ganz unabhängig von der Bewertung der Inhalte, die Spaziergänger und Zuschauer vertreten. Es ist das gute Recht einer jeden Einwohnerin für ihre Sache öffentlich einzutreten. Schade war, dass ein Teil der Spaziergänger in dem sehr zurückhaltenden Auftritt von Polizei und kommunalen Vollzug eine Form von Reglementierung erkannt haben wollten (diese Seite berichtete gestern). Davon war rund um den Kornmarkt nun wirklich gar nichts zu spüren.

Es ist die Aufgabe der Sicherheitskräfte bei größeren Menschenansammlungen vor Ort Präsenz zu zeigen. Das geschah gestern in Form und Einsatztaktik vorbildlich. Politische Lager, die darin nicht auch etwas Positives für ihre Position erkennen können und statt dessen diesen Dienst an der Bürgerschaft verbal herabwürdigen, werten sich damit selbst ab. Die Ordnungskräfte von gestern haben sich ein “Danke” von allen Anwesenden genau so verdient, wie Pflegekräfte und Verkäuferinnen, die im März und April ohne Schutzmasken ihre Arbeit gemacht haben.