Mike Mattern an Dr. Wissing: “machen Sie doch endlich Ihre Arbeit!”

Er ist erst seit rund einem Jahr wieder in Bad Kreuznach. In seiner Heimatstadt verwirklicht sich Mike Mattern nach Jahren in Leitungspositionen großer Einzelhandelskonzerne seinen persönlichen Traum: ein eigenes Bekleidungsgeschäft. Es trägt seinen Namen (diese Seite berichtete). Und öffnet die Ladentür in der Mannheimer Strasse 100. Am Beginn der Alten Nahebrücke vom Kornmarkt aus. Längst ist seine Sitzecke zum Kommunikationspunkt für Einzelhändlerkollegen aus dem ganzen Stadtgebiet geworden. Denn Mike Mattern möchte seinen Beitrag dazu leisten die örtliche Händlerschaft aus dem Dornrösschenschlaf zu reißen, in dem er sie nach seiner Heimkehr in Teilen vorgefunden hat.

Seit dem Montag vergangener Woche dürfen Geschäfte bis 800 qm wieder öffnen. In diesen sieben Tagen standen einige Unternehmer, Künstler und auch Existenzgründer bei Mike Mattern im Geschäft und berichteten ihre Lage. Zentrales Thema dabei: die Corona Soforthilfe. Es waren teilweise schockierende Geschichten, die Mike Mattern da zu hören und zu sehen bekam. So lehnte die ISB den Antrag eines Einzelhändlerkollegen mit der Begründung ab, es fehlten Unterlagen. Ohne auch nur einen Buchstaben dazu zu schreiben, welche dies sind. In einem anderen Fall lag der Antrag der ISB laut deren eigener Eingangsbestätigung am 31.3.20 vor.

Auch nach 3 Wochen nichts von der ISB gehört

Im Ablehnungsschreiben, das am 21.4.20 verfasst wurde, wird als Eingangstermin der “14. April 2020” behauptet. Ein erheblicher Teil der Antragsteller hat nach der Erfahrung Mike Matterns und seinem Steuerberater – zum Teil drei Wochen nach Antragsstellung – von der ISB noch nichts gehört. “Diese Menschen bräuchten Hilfe. Statt dessen werden sie mit dem Begriff “Sofort” provoziert, obwohl in den nächsten Tagen schon die zweite Miete innerhalb der Corona Zeit bezahlt werden muss”, ärgert sich Mike Mattern. Gemäß den Erfahrungsberichten seiner Kolleg*Innen stellt Mattern fest: “natürlich sind die Umsätze in den vergangenen Tagen nicht angesprungen. Dies war zu erwarten”. Nicht ohne Konsequenzen kann aus seiner Sicht bleiben, dass das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium genau vor einer Woche per Pressemitteilung behauptete, alle Anträge seien bearbeitet.

“Wie sollen Betriebe diese Arbeitsweise überstehen?”

Dies ist erweislich nicht der Fall. “Bearbeitet heisst nicht, einen Eingangsstempel auf die Anträge zu drücken. Bearbeitet heisst, jeden Antragsteller im Rahmen einer individuellen Information unverzüglich über den Erhalt/Nicht-Erhalt zu informieren und die angekündigten Gelder auszuzahlen”. Auch eine zeitnahe Eingangsbescheinigung wäre laut Mattern sinnvoll gewesen und hätte dazu geführt, dass es weniger Zweitanträge gegeben hätte, die auch bearbeitet werden müssen. “Wie sollen die unternehmergeführten Betriebe diese Arbeitsweise überstehen, wenn ihre Anträge bis heute nicht bearbeitet sind?” fragt Mike Mattern und fordert den Landeswirtschaftsminister Dr. Wissing auf: “machen Sie doch endlich Ihre Arbeit!”

Durch Corona viel gelernt

Im Bereich E-Commerce herrsche schon vorweihnachtliche Stimmung, jedenfalls sei das Umsatzniveau derzeit entsprechend hoch. “Das unsere Gesetze eine Gleichstellung der Einkaufszeiten im Netz und in den Geschäften nicht vorsieht, der größte E-Commerce Marktteilnehmer Amazon seine Gewinne in Deutschland nicht versteuern muss und beispielsweise ein Mantelsonntag derzeit gesetzlich als nicht durchführbar erscheint, ist für den stationären Einzelhandel mittlerweile Normalität. Ich freue mich darüber, was wir derzeit durch Corona alles lernen, beispielsweise das die Menschen in der Pflege schon seit langer Zeit überlastet sind und das auch die Kassiererin im Lebensmittelbereich systemrelevant ist. Haben wir dafür Corona gebraucht?”

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