Antonio Valentinos Konzert-Kritik: schräger Gesang von der Polizei erlaubt

Von unserem Herausgeber
Antonio Valentino

Als der akustische Terrorangriff am Donnerstagabend begann, hatte ich gerade den letzten Kunden meines Ausser-Haus-Service verabschiedet. Neugierig versuchte ich mich der Schallquelle zu nähern. Zunächst hatte ich vermutet, dass es sich um Krawalle aus dem Autoradio eines Cabriolets handelt. Und wegen der unterschiedlichen Hintergrundstimmen befürchtet, dass mit dem Lärm eine Gewaltstraftat übertönt werden soll.

Der Verdacht, dass da etwas Unerlaubtes abläuft wurde verstärkt, als ich beim Eintreffen in der Planiger Strasse das Blaulicht mehrerer Polizeiwagen sah. In der Mathildenstrasse traf ich dann auf eine Reihe von Passanten, die mehrheitlich nach oben starrten. Von dort kam auch der Schalldruck unterschiedlichster Frequenzmuster. Amici, wer mich kennt weiß, dass ich ein Musikfreund bin.

Aber nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass das Gekrächze und Gekreische, das da zu hören war, mit der Absicht erzeugt wurde, melodisch zu klingen. Über Geschmack kann man nicht streiten. Aber das war einfach nur … laut. Die Polizei hat es am Ende doch erlaubt. Und so ging das noch eine ganze Weile weiter. Wenn das ein Balkonkonzert war, treten die Rüttelplattenmänner der Baufirma Gerharz schon bald bei den Berliner Philharmonikern auf.