Corona: die Disziplin läßt stark nach (II)

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Auch am Samstag waren die Auflösungserscheinigungen des Corona-Abstand-Verhaltens überall im Stadtgebiet zu sehen. Es war absehbar – und die Vernuftbegabten haben das auch schon vor Wochen an die Verantwortlichen kommuniziert – dass die Bereitschaft breiter Bevölkerungskreise die Schutzmaßnahmen diszipliniert umzusetzen, im Laufe der Zeit zurückgehen würde. Vor allem in Regionen, in denen faktisch nur betagte und kranke Personen unter schwerwiegenden Symptomen leiden. Und in denen damit konkrete Beispiele für die Schärfung des Problembewußtseins fehlen. Im Landkreis sind in 2020 (Stichtag 16.4.20) mehr Verkehrstote und Verletzte mit Krankenhausbehandlung zu beklagen, als Virusopfer gestorben bzw stationär behandelt werden mußten.

Diese Bilder (unseres entstand gestern am frühen Abend auf dem Kornmarkt) sind nicht mehr aufzuhalten: die Menschen treffen sich auf Strassen, Plätzen und in Parks zu Schwatzgruppen – ohne Einhaltung der Abstandsregeln.

Und das Durchschnittsalter der Unfallbetroffenen ist dramatisch niedriger, als bei Corona. Trotzdem wird weiter gerast pp. Gerade in diesen Regionen, zu denen der Landkreis Bad Kreuznach mit Sicherheit zählt, wäre die rechtzeitige Einübung des Maskentragens wichtig gewesen. Immer deutlicher wird: Beatmungsgeräte retten eben doch nicht jeden. Im Gegenteil. Viele der Beatmungs-Fälle weltweit enden beim Bestatter. Und gerade ältere Patienten, die die Beatmung und das Virus überleben, leiden unter schwerwiegenden Folgeschäden. Zudem zeichnet sich durch die klinischen Auswertungen weltweit immer mehr ab, dass der Lungenzustand der infizierten Personen eine wesentliche Größe beim individuellen Krankheitsverlauf bestimmt. Weltweit häufen sich, wie verschiedene Studien zeigen, die Beatmungfälle dort, wo durch regional schlechte Luftqualität die Lungen der Einwohner*Innen vorgeschädigt sind.

Masken beschaffen – Maskenpflicht einführen

Ohne dass dies als “Vorerkrankung” in den Patientenakten steht. Da die Luftqualität im Kreis Bad Kreuznach durchschnittlich weitaus besser ist, als in Großstädten, muß sich der darauf beruhende durchschnittlich bessere Lungenzustand auf die Infektionsverläufe auswirken. Was die Frage verschärft, wieso für 2,2 Millionen Euro Beatmungsgeräte gekauft wurden. Und keine Masken. Fakt ist: seit Tagen kommen in Frankfurt und Hamburg Transportflugzeuge mit jeweils Millionen von Masken an. Und überall dort, wo das Tragen von Masken – auch einfachen, selbstgenähten Modellen – zur Pflichtübung wurde, fallen die Neuinfektionen auf Niedrigstände. Wenn der Landkreis sofort handelt und eine Grundausstattung von Alltagsmasken für alle Einwohner*Innen beschafft, ist es noch immer möglich eine Maskenpflicht für alle anzuordnen. Und damit kurzfristig das soziale und wirtschaftliche Leben zu retten.