Weisse Pracht

Nur an wenigen Tagen im Jahr ist der prägende Farbton der Kirschsteinanlage weiß. Früher waren es mehr. Weiße Tage. Aber Winter mit Schnee gibts im Städtchen nicht mehr (oder nur noch stundenweise). Und so sind es im Frühjahr die Blüten der Kirschbäume, die den Farbwechsel, weg vom grün und braun, bewirken. Was die Gelegenheit bietet mit einem Vorurteil aufräumen. Anders als die meisten Zugezogenen und leider auch viele Bad Kreuznacher*Innen denken, heisst die Kirschsteinanlage nicht so, wegen der dort massiert stehenden Kirschbäume. Sondern die Bäume wurden dort gepflanzt, weil die kleine Grünanlage zwischen dem Naheufer, der Wilhelmstrasse und der Mühle Thress so heisst.

Zu Ehren des früheren Bürgermeisters Rudolf Kirschstein, der von 1897 bis 1909 amtierte. Und dann noch einmal von 1914 bis 1916 “aushilfsweise”. Vor 111 Jahren zeichnete Rudolf Kirschstein in der „Denkschrift über die Vereinigung von Kreuznach und Bad Münster a. Stein” vor, was erst 2014 Realität wurde: die Fusion. Es gab also mal eine Zeit, in der die Bad Kreuznacher Verwaltung geführt wurde von einem Menschen, der weniger an Selbstdarstellung interessiert war und mehr daran, zukunftsfähige Lösungen umzusetzen. Seine Zeitgenossen wussten das zu schätzen. Bevor Kirschstein 1932 starb, wurde er ehrenhalber zum Oberbürgermeister ernannt (das Amt gab es zur Jahrhundertwende zuvor noch nicht. Damals war der Bürgermeister der Verwaltungschef).