Wertstoffhöfe: Abfalldezernent Hans-Dirk Nies rudert zurück

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Vor rund zwei Wochen hat Hans-Dirk Nies (SPD) die vier Wertstoffhöfe im Landkreis schließen lassen. Von Anfang an rief diese radikale Maßnahme Widerstand in der Kreisbevölkerung hervor. Auch deren Begründung. Denn die schob Nies auf das Coronavirus. Zum Teil. Während der andere Teil von ihm mit dem Wort “Personalprobleme” verharmlost und nicht weiter erläutert wurde. In der Gruppe der Kreiseinwohner*Innen, die schon mal an einem Wertstoffhof abgeladen haben, ist bekannt: enge Kontakte, die ein Übertragungsrisiko beinhalten, gibt es dort (leider) nicht. Denn das anwesende Personal beschränkt sich in der großen Mehrzahl der Fälle auf das Brüllen von Anweisungen und lautstarker Kritik an “Fehlern”, die vom unwissenden Liefervolk gemacht werden.

Und auch am Kassenbereich etwa des Bad Kreuznacher Wertstoffhofes ist die Kontaktmöglichkeit schon seit Jahren deutlich geringer, als sie noch heute trotz Spuckschutz an jeder Supermarktkasse ist. Ich habe den Abfallbeigeordneten in der Pressekonferenz der Kreisspitze am 27. März nach seinen Plänen konkret gefragt (meine Frage und die Antwort von Hans-Dirk Nies können auf youtube nachgesehen werden: youtube.com/watch?v=Zds2-OFEkiA; Frage bei 27:43 Min, Antwort zum Aspekt Wiederöffnung bei 30:48 Min). Nies vor acht Tagen wörtlich: “wann das sein wird … Wir werden die Wertstoffhöfe dann wieder sofort öffnen, wenn unser soziales Leben wieder einmal in geordnete und normale Bahnen kommt”. Davon kann natürlich derzeit keine Rede sein. Zumal die Kontaktsperren und Geschäftsschliessungen noch bis mindestens zum 19.4.20 andauern werden.

“Kurzzeitige Öffnungen” in Aussicht gestellt

Doch die massive Kritik der letzten Tage hat deutliche Spuren hinterlassen. Noch vor drei Tagen sonnte sich Nies in der von ihm frei erfundenen Zustimmungsquote von “95%” für die Schliessung. Nur 24 Stunden später die erste Ankündigung des ungeordneten Rückzuges. Nach den Ostertagen, so Nies im Öffentlichen Anzeiger vom Freitag, könnten die Wertstoffhöfe nach vorheriger Terminvereinbarung kurzzeitig geöffnet werden. Nies wird also allen Ernstes eine weitere volle Woche gar nichts tun. Wie er den Entsorgungs-Druck, den er so ohne Not künstlich aufbaut, durch “kurzzeitige” Öffnung ohne Kollateralschäden abbauen will, werden wir mit Interesse beobachten. Klar ist, dass die konzeptionslose operative Untätigkeit des Ersten Kreisbeigeordneten einen erheblichen Ansehensschaden für die Kreisverwaltung bedeutet. Und damit den Boden bereitet für einen Frontangriff auf das Abfallkonzept des Landkreises.

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03.04.20 – “Wolfgang Heinrich fordert Öffnung der Wertstoffhöfe”
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Selbst Landschaftsgärtner und Gartenbaubetriebe dürfen seit Wochen Grünschnitt und andere Abfälle nicht mehr auf Wertstoffhöfen abgeben.