Details zum Moschee-Neubau am Grenzgraben

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Viele hohe Fenster sollen umfassende Ein- und Ausblicke ermöglichen. Der Verzicht auf Minarette die Einfügung der Moschee in die örtliche Baukultur bewirken. Die Kuppel wird, wenn technisch möglich, mit Solarpanelen ausgestattet, um den Sakralbau einzubeziehen in den Wandel hin zu einer ökologisch bewußten Lebensweise. In einer für Lokalpresse und Stadtratsmitglieder organisierten Informationsveranstaltung stellte die Bad Kreuznacher Ditib-Gemeinde am Donnerstagabend Details ihres Bauantrages für den Neubau einer Moschee im Gewerbegebiet am Grenzgraben vor. Das seit 2016 im Besitz der Ditib befindliche Grundstück liegt zwischen dem C&C-Markt und dem Gartencenter Rehner.

Cihan Sen erläuterte den Bauantrag und die Pläne für den Moscheeneubau.

Vorsitzender Cihan Sen brachte in seiner Begrüßung zum Ausdruck, dass seine Gemeinde über die Neubaupläne auch weiterhin “transparent informieren” wird, um Spekulationen den Boden zu entziehen. Die Stadtratsmitglieder Manfred Rapp, Birgit Ensminger-Busse, Dr. Silke Dierks (alle CDU), Yunus Senel und Ahmet Dasli (beide SPD), Heike Fessner, Hermann Bläsius und Günter Sichau (alle Grüne) und Jürgen Locher (Linke) nahmen das Angebot von Informationen aus erster Hand persönlich an. Sen sprach selbstkritisch davon, dass es vier Jahre zuvor im Zusammenhang mit dem Grundstückskauf zu vermeidbaren Mißverständnissen gekommen war.

Das solle sich nicht wiederholen: “der bessere Weg ist direkt alles anzusprechen”. Von diesem Angebot machten vor allem Manfred Rapp und Birgit Ensminger-Busse Gebrauch. Der CDU-Fraktionsvorsitzende hinterfragte die Finanzierung des Neubaues. Die vom Architekten geschätzten Rohbaukosten gab Cihan Sen mit “4 Millionen Euro” an. Davon käme “kein Cent” aus der Türkei. Vielmehr sei es seit Jahrezehnten gute Übung deutscher Moscheegemeinden sich bei Investitionen gegenseitig durch bundesweite Spendenaktionen zu helfen. Zudem befänden sich unter den 615 Gemeindemitgliedern “einige Bauunternehmer, die Sachleistungen zugesagt haben”.

Die Eigenleistungen aller Gemeindemitglieder schätzt Sen auf einen siebenstelligen Betrag. Zudem werde seine Gemeinde, wie dies bei Neubauten üblich sei, Kredite aufnehmen. Auch die Lage der Moschee im Gewerbegebiet wurde von den CDU-Stadträten hinterfragt. Cihan Sen konnte diese Kritik mit dem Hinweis darauf kontern, dass seiner Gemeinde in all den Jahren ein innerstädtisches Alternativgrundstück nicht angeboten worden sei. Hermann Bläsius legte nachvollziehbar dar, warum die Umnutzung einer jetzigen Kirche in eine Moschee keine realistische Alternative darstelle: dies sei auch nicht religiösen Einwohner*Innen “schwer vermittelbar”. Cihan Sen kündigte an, dass der Moscheeneubau als ein “für alle offener Begegnungsort” geplant werde.

Die Unabhängigkeit seiner Gemeinde vom Ditib-Bundesverband und erst recht von der türkischen Regierung belegte Cihan Sen mit einer Reihe von Details. So sei der im Kreis Bad Kreuznach lebende Architekt allein von seiner Gemeinde ausgewählt worden. Und auch der Bauantrag sei aufgrund einer Generalvollmacht von ihm gestellt und unterschrieben worden, ohne jede Mitwirkung des Ditib-Sitzes in Köln. Um den Bedarf eines Neubaues zu belegen, der maximal 960 Gläubigen Platz bietet, wies Cihan Sen auf die große Zahl von Muslimen hin, die in Stadt und Kreis Bad Kreuznach leben. Diese bezifferte er auf “5.000 bis 6.000”. Schon jetzt platze die Moschee in der Mühlenstrasse beim Opferfest- und Ramadan-Festgebet aus allen Nähten. Auch wenn an normalen Wochentagen “unter 30” Muslime zum Beten kämen und nur wenige hundert zum Freitagsgebet.

Rund 30 Parkplätze wären laut Landesbauordnung für eine Kirche erforderlich, doppelt so viele werden freiwillig gebaut. “Und es ist ja noch Platz” machte Cihan Sen deutlich.

“Das ist wie bei den Christen mit Weihnachten und Ostern”. Sen erinnerte daran, dass die christlichen Kirchen von der Platzzahl her ebenfalls für diese besonderen Festtage dimensioniert sind. Und nicht für die wesentlich schlechter besuchten normalen Sonntage. Den Spatenstich für den Neubau hofft Cihan Sen in “zwei Jahren” vornehmen zu können. Mit der Genehmigung des Stadtbauamtes rechne er “nicht so schnell, vielleicht bis zum Jahresende”. In diesem Punkt machte ihm der frühere Bad Kreuznacher Baudezernent Horst Pfeifer (CDU, “Fliegenpfeifer”) Mut. “Es herrscht Baufreiheit”, stellte er klar. Wer sich an die im Bebauungsplan festgesetzten Werte halte, könne bauen wie er will: “Sie brauchen nicht auf die Stadt zu hören” (weiterer Bericht folgt).

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