Von unserem Redakteur
Claus Jotzo
Über Jahrzehnte gabs in Bad Kreuznach zwei Dürer Strassen. Die eine beginnend an der Bosenheimer Strasse hoch zur Hohen Bell. Die andere als kurzer Wurmfortsatz der Riegelgrube. Erst durch das Erschließungswerk der Gewobau am unteren Galgenberg ist die Dürer jetzt vereint. Und wird nun von verschiedenen Seiten als Hauptentlastung für die Südstadt ins Gespräch gebracht. Stadtplaner Bettino Hans Gagliani lieferte dem Planungsausschuß dazu vor Wochenfrist einen anschaulichen Plan. An Stelle der handschriftlichen Skizze, mit der er noch im vergangenen Jahr die Birk-Pläne für den “Humperdinck Park” – erfolglos – zu retten versuchte.
So wurde anschaulich, wie die Anwohner im Bereich Hohe Bell, Weyroth und Humperdinckstrasse oder sogar die der gesamten Südstadt künftig im wahrsten Sinne des Wortes einen Ausweg vom Dauer-Stau in der Alzeyer Strasse finden sollen. Über Verbindungsstrassen durch derzeitiges Brachland oberhalb des Neubaugebietes Weingärten I zur Dürer Strasse (Variante 1). Oder durch eine Stichstrasse längs der Ostseite Hohe Bell von der Dürer hoch zu Verlängerungen des Weyroth und der Humperdinckstrasse (Variante 2). Die stellt sich heute als ein Feldweg dar. Mit Gasleitung. Dieser Umstand ist laut Gagliani insofern von Bedeutung, als diese dicht unter der Oberfläche verläuft.
Und erst einmal geprüft werden muß, ob über ihr eine Strasse gebaut werden darf. Oder eine Verlegung erforderlich ist. Gagliani brachte vorsichtig zum Ausdruck, dass beide Varianten weder schnell noch kostengünstig zu realisieren sind. Auf die Tagesordnung des Planungsausschusses kam das Strassenprojekt aufgrund eines SPD-Antrages, den die sozialdemokratische Fraktionsvorsitzende Dr. Claudia Eider selbstbewußt vertrat. Was beim CDU-Fraktionschef Manfred Rapp ein ironisches Dankeschön auslöste für die schriftliche Abfassung der CDU-Überlegungen.
Rapp erinnerte daran, dass es seine Fraktion war, die als wesentlicher Bestandteil der Abstimmungsmehrheit die Investition in 150 Wohneinheiten unter dem Projektnamen “Humperdinck Park” ausgebremst hatte, weil die Verkehrsprobleme in der Südstadt ungelöst sind. Aber die CDU hat diese inhaltliche Position halt nicht in einen Antrag gekleidet, wie es die SPD nun tat. Die damit natürlich ihr früheres Abstimmungsverhalten für den Humperdinck Park auch ohne vorheriges Verkehrskonzept in ein anderes Licht rückte. Jetzt jedenfalls stellt die SPD klar und unmißverständlich fest, dass es nicht sozialdemokratischer Auffassung entspricht, “dass eben diese Wohnprojekte, aufgrund eines fehlenden vernünftigen Verkehrskonzeptes, nicht umgesetzt werden können”.
Und die SPD geht in ihrem Antrag noch weiter: “Zudem ist für die Anwohner aller Straßen südlich der Schubertstraße und östlich der Alzeyerstr. (Hohe Bell, Weyroth, Humperdinckstr., Orfstr., Lisztstr., Carl-Schurz-Str., Steubenstr., Richard-Wagner-Str., Gluckstr., Im Ellenfeld, Schumannstr.) eine Ausfahrt aus diesem Gebiet lediglich über die Ausfahrstraßen Richard-Wagner-Str., Schumannstr. oder Schubertstr. möglich und erreicht dann die Alzeyerstr., eine der am stärksten frequentierten Zu- und Ausfahrstr. Bad Kreuznachs. Möchte man dann in östliche Regionen der Stadt Bad Kreuznach fahren, ergibt sich erst am Pfalzsprung die erste Möglichkeit.
Der Pfalzsprung ist jedoch verkehrsberuhigt und führt durch ein dicht besiedeltes Wohngebiet. Die nächste Möglichkeit bietet sich über die John-F.-Kennedy-Str.. Dieser Zustand ist für die meisten Bürger im Berufsverkehr mit erheblichen Zeitaufwänden verbunden und führt zusätzlich dazu, dass die Alzeyerstr. weiter zusätzlich belastet wird. Eine Anbindung dieses Gebietes in östlicher Richtung, Richtung In den Weingärten, würde zu einer deutlichen Verbesserung der Verkehrsproblematik in diesem Gebiet führen”. Für diese Position gab es im Planungsausschuß volle Zustimmung von CDU, FDP / Faire Liste und FWG / BüFEP. Stadtplaner Gagliani hatte allerdings bei seiner Präsentation von einer Entlastung ausschließlich für Hohe Bell, Weyroth und Humperdinckstrasse gesprochen und auch Worte wie “Poller” und “Einbahnstrassen” verwendet, die mit einer großräumigen Südstadtentlastung kaum in Einklang zu bringen sind.
Ob und wann die für den Tourismusbereich schon vor Jahren beschlossene Öffnung nach Osten auch verkehrstechnisch nachvollzogen wird, ist derzeit vollkommen offen. Denn dazu ist laut Dr. Kaster-Meurer ein Verkehrskonzept erforderlich. Das könne die Stadtverwaltung mangels Fachkompetenz nicht erstellen. Auf Nachfrage von Manfred Rapp, der wissen wollte, ob dazu der zum 1. April 2020 eigens eingestellte Verkehrsplaner diese Aufgabe übernehmen könne, teilte die Oberbürgermeisterin mit, das dies nicht in Frage komme. Sondern nur eine Fremdvergabe. Denn die Untersuchung und die notwendigen Überlegungen, müßten einen räumlich größeren Bereich abdecken, um alle Auswirkungen mitzubedenken. Allerdings könne dieser Auftrag erst ausgelöst werden, wenn ein genehmigter Haushalt vorliege. Und das wird dauern.