Aufgespiesst: Bosenheim ermöglicht Kreisfinanzausgleich

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Ist klar. Darauf hat der ein oder die andere lange gewartet. Wir schreiben etwas, das es so gar nicht gibt. Kreisfinanzausgleich. Glückwunsch. An diejenigen, die uns erwischt haben. Es stimmt: einen Kreisfinanzausgleich analog zum Länderfinanzausgleich gibt es in Rheinland-Pfalz so nicht. Obwohl das natürlich sinnvoll wäre. Aber die Landespolitik konnte sich aus teilweise nachvollziehbaren Gründen nicht dazu durchringen. Es ist also private Eigeninitiative gefragt. Und die findet in einem bemerkenswert erfreulichen Umfang statt. In Bosenheim. Eigentlich durch Bosenheim. Also nicht wegen Bosenheim. Sondern durch Bosenheim hindurch.

Zum Beispiel gestern Abend gegen 20.45 Uhr. Da hatte das Ordnungsamt des Kreises Bad Kreuznach an der Rheinhessenstrasse wieder einmal einen Blitzer aufgestellt. Sehr zur Freude der Anwohner. Denn gerade in den Abendstunden wird gern durch die Ortsmitte gerast. Was leider mit Lärm und Stress für die Menschen verbunden ist, die da leben. Aber was hat das mit “Kreisfinanzausgleich” auf der Basis von Privatinitiative zu tun? Das ist schnell erklärt: die Mehrzahl der mit den teureren Fotos abgelichteten Autofahrer*Innen wohnt im Landkreis Mainz-Bingen. Der zählt zu den zehn wirtschaftlich stärksten in Deutschland. Während der Kreis Bad Kreuznach eher im Mittelfeld angesiedelt ist.

Paradies und Amt

Demzufolge fließt – dank Blitzer-Tickets – Geld von reich zu arm. Die Bosenheimer Gemarkung füllt also nicht nur den Stadtsäckel (durch die im Gewerbegebiet rund um den Grenzgraben erwirtschaftete Gewerbesteuer). Sondern sogar die Kreiskasse. Was für Teil drei des im Ortsbeirat noch zu besprechenden kommunalpolitischen Arbeitsprogrammes der Wahlperiode 2019/2024 ein neues Thema liefert: die Ansiedlung einer der Bosenheimer Finanzgeschicklichkeit angemessenen Behörde im südlichsten Stadtteil. Oder, wie es Ortsvorsteher Dr. Volker Hertel sagen würde, wenn er nicht so vernünftig wäre: “ein Paradies haben wir schon. Ein Amt fehlt uns gerade noch”.