Aufgespiesst: Dr. Kaster-Meurer problematisiert offene Fenster

Vielleicht erst mal eine Erklärung vorweg. Auch wenn der Beigeordnete Schlosser im vergangenen Jahr trotz Aufforderung aus dem Ausschuß versäumte unseren Redakteur zur Verschwiegenheit zu verpflichten: wir würden aus alter Loyalität niemals Details aus nichtöffentlichen Sitzungen veröffentlichen, die der Stadt einen Nachteil bringen könnten. Mit “Stadt” meinen wir dabei natürlich die Interessensgemeinschaft aller Einwohner*Innen. Nicht einzelne Elemente der politischen Kaste. Die sind durchaus in der Lage ihre Schäfchen allein ins Trockene (oder wie es neuerdings in den Fastnachtsitzungen heisst: Öfen durch den Mann los) zu bringen. Da braucht es uns nicht als zusätzlichen Schutzpatron.

Kaufpreis um 50.000 Euro hochgesetzt

Zum Beispiel würden wir nie veröffentlichen, welches Unternehmen aufgrund einer nichtöffentlichen Entscheidung des Grundstücksausschusses am Donnerstag dieser Woche rund 50.000 Euro mehr bezahlen darf, um ein städtisches Grundstück ehemals Bosenheimer Gemarkung kaufen zu dürfen. Schon gar nicht, wer gegen diese fünfstellige Mehreinnahme für die Stadtkasse gestimmt hat. Und ob einzelne Vertragsklauseln (wie zum Beispiel ein Drittel höherer Kaufpreis, wenn nicht laut Zeitplan bebaut wird) unverändert am 30. Januar im Stadtrat – erneut nichtöffentlich – zur Abstimmung stehen. Aber es geschehen nach Ausschluß der Zuhörer*Innen in den Gremien immer wieder Dinge, die natürlich nicht von den Geheimhaltungsvorschriften geschützt sind und nur aus einem Grund verborgen werden:

“Die Temperatur sinkt”

Weil ihr Offenbarwerden dem ein oder der anderen schlicht unangenehm ist. Das könnte auch auf folgende Episode aus dem Hauptausschuß zutreffen. Daher gleich der Warnhinweis: sensible Gemüter und unkritische Freund*Innen der Oberbürgermeisterin sollten jetzt nicht weiterlesen. Denn diese leitete den nichtöffentlichen Teil der Sitzung des Hauptausschußes am Montagabend dieser Woche mit einer Warnung vor geöffneten Fenstern ein. Dabei richtete sich Ihre Sorge wohl nicht gegen eine Duplizität der Ereignisse vom Mai 1618, die als “Prager Fenstersturz” weltbekannt sind. “Sind alle Fenster geschlossen?” fragte die OBin. Um dann zu erklären: “Sie wissen ja, wir haben keinen genehmigten Haushalt. Die Temperatur sinkt”.

In Zeiten des Klimaschutzes eine behinderte Art der Temperaturregulierung: geöffnete Fenster in Dienstzimmern der Stadtverwaltung.

Mit dieser Einleitung bereitete Dr. Kaster-Meurer die Mitglieder des Gremiums auf ihre von uns bereits am 21.1.20. veröffentlichten Einsparanordnungen (Aufgespiesst: “Dr. Kaster-Meurer nimmt 5 Euro”) vor. Und lieferte uns eine Steilvorlage um aufzuzeigen, dass bei der von ihr geführten Verwaltung eben einiges nichts so gemacht wird, wie es die Chefin will. Oder zumindest etwas anderes, als diese nach aussen artikuliert. Ende 2019 besuchte eine Bürgerin das Ordnungsamt im ehemaligen Telekomgebäude (wo sich auch der Sitzungssaal befindet). Und wurde dort “höflich und korrekt” bedient. Auch wenn es über 15 Minuten dauerte. Aber das war es nicht, was unsere Leserin störte. Sondern die Tatsache, dass mitten im Winter seit dem Moment, in dem sie das Dienstzimmer betrat bis sie es wieder verließ das Fenster geöffnet war. Nach 10 Minuten fertigte sie das vorstehende veröffentlichte Beweisfoto.

Ganz neue Aufgabe für den Klimamanager

“Ist das klimagerecht: Temperaturregulierung durch Fensteröffnen?” Wenige Wochen später die zitierte Antwort der Oberbürgermeisterin im Hauptausschuß. Vermutlich könnte einiges an Heizenergie eingespart werden, wenn Dr. Kaster-Meurer sich statt dem Entfernen von Spinnenweben um die Verbreitung der Kenntnisse über die Bedienung von Heizanlagen verwaltungsintern verdient machen würde. Aber das soll vermutlich die Stelle des neu geschaffenenen Klimamanagers leisten. Der kommt erst Ende des Jahres. Und wenn die Entwicklung intern so weitergeht wird der sich wohl gar nicht um die Koordination kommunaler Aktivitäten und Projekte zum Klimaschutz vor Erhitzung kümmern. Sondern alles dafür tun müssen, dass das dienstlich-zwischenmenschliche Klima in der Verwaltung entkrampft und aufgewärmt wird, um eine totale Vereisung zu verhindern. Denn wie sagte es Dr. Kaster-Meurer so treffend: “die Temperatur sinkt”. Und der Krankenstand steigt.