IGS und LiHi-Schüler*Innen setzen Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung

Viel Zuspruch und Zustimmung erfuhren Schülerinnen und Schüler der Integrierten Gesamtschule Sophie-Sondhelm und des Lina-Hilger-Gymnasiums heute an ihrem Infostand am Rand des Wochenmarktes am Kornmarkt. Alle Flyer zur Stolpersteinverlegung am Mittwoch, 5. Februar, vor den Häusern in der Hochstraße 38 und in der Römerstraße 2, waren bis 12 Uhr verteilt. Auch die Lehrerinnen und Lehrer Tina Engelberger und Josef Schall (beide IGS) sowie CristinaCraiovan und Ulrich Eymann (beide Lina-Hilger-Gymnasium) waren mit dem Ergebnis der Aktion sehr zufrieden. Die anfängliche Scheu auf die Passanten zuzugehen, hatten die Jugendlichen schnell verloren und führten so manches Gepräch mit älteren Menschen über deren Erfahrungen in den dunklen Zeiten des Nationalsozialismus in Deutschland.

So erfuhren sie von einer älteren Frau, wie sehr sie unter der strengen nationalsozialistischen Erziehung durch ihren Vater gelitten hat. “Wir möchten damit ein Zeichen gegen Ausgrenzung und Diskriminierung setzen”, hatten Celina Neurohr, Lawrencia Apau Adu und Nina Reis (Klasse 10b der IGS) in ihren Flyer geschrieben. Deren Projekt “Stolpersteine” gilt der Familie Baruch, die in der Hochstraße 38. wohnte, Hermann und Julius Baruch waren als Ringer und Gewichtheber sehr erfolgreiche und gefeierte Sportler der Stadt. Sie wurden wie die Mutter Karoline und die Schwestern Emma und Johanna von den Nationalsozialisten ermordet. Zeitungsberichte über das Schicksal der Familie und ein Plakat mit den großen Erfolgen der Gebrüder Baruch hingen an Stellwänden.

Den ganzen Stammbaum der Familie Oppenheimer hatten die Schülerinnen und Schüler des Lina-Hilger-Gymnasiums aufgezeichnet und außerdem noch einen Flyer zu ihrer Stolpersteinaktion erstellt. Auguste Oppenheimer, „Tante Gustchen“, wie sie liebevoll genannt wurde, lebte in der Römerstraße 2, bis sie am 27. Juli 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert wurde. Knapp zwei Monate später wurde die 79 Jahre alte Frau am 22. September getötet. Die beiden Schulen wurden von Hansjörg Rehbein (Stadtverwaltung) unterstützt, der für den Infostand Pavillon, Tische und Stellwände organisiert hatte. Seit 1992 setzt Gunter Demnig mit seinen Stolpersteinen in ganz Europa − allein in Deutschland bislang in 1265 Kommunen − ein Mahnmal gegen das Vergessen.

Es sind Messingtafeln mit Namen, Geburts,- und Deportationsdaten) die in den Bürgersteig vor den Häusern verlegt werden, in der einst Opfer des Nationalsozialisten wohnten. Die ersten Stolpersteine wird es nun auch in Bad Kreuznach geben. Über ihre Motive, sich für die Aktion „Stolpersteine“ zu engagieren, werden Schülerinnen und Schüler bei der Gedenkveranstaltung an die Befreiung der Überlebenden des Konzentrationslagers Auschwitz am Montag, 27. Januar, 16.30 Uhr, am Mahnmal in der Kirschsteinanlage sprechen.

Text und Bild: Stadtverwaltung Bad Kreuznach