Eisbahn: “das ist von der Stadt organisierte Kinderfeindlichkeit”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Die 7jährige Anna ist ein ruhiges Mädchen. Ohne Zappeln und Toben hat sie sich an der Hand von Oma und Opa in die lange Schlange eingereiht, die sich gestern ab 14.45 Uhr viele Meter lang vor dem Kassenhäuschen aufstaute. Als die Menschenreihe dann um kurz nach 15 Uhr länger als kürzer wurde, griff Betreiber Andreas Schnorrenberger ein. Und erklärte den teils verduzten teils verärgerten Eislauf-Freunden, dass die Stadtverwaltung maximal 60 Personen zeitgleich auf dem Eis erlaube und er daher keine weiteren Zutrittsbändchen mehr ausgeben dürfe. Da kullerten Tränen über Annas Gesicht. Sie hatte sich so sehr auf das Eislaufen gefreut. Die Oma versuchte das Kind zu trösten und kündigte eine Weiterfahrt nach Mainz an.

Statt verteilt über den Tag wie an den Sonntagen im vergangenen Winter kamen die Gäste gestern zum großen Teil zwischen 14.45 Uhr und 15.45 Uhr. Entsprechend lang war die Schlange und groß die Enttäuschung, als “Bahn voll” gemeldet wurde.

Weil die Großeltern aus dem westlichen Kreisgebiet die rund 100 Kilometer Hin- und Rückfahrt sparen wollten, war ihnen die Öffnung der Eisbahn in Bad Kreuznach gerade recht gekommen. Der Opa wischte vor dem Gehen noch die letzten Tränen aus Annas Gesicht. Um dann leise aber klar ausgesprochen festzustellen: “das ist von der Stadt organisierte Kinderfeindlichkeit”. Andere verärgerte Eltern, deren Kinder von der Eisbahn ausgesperrt wurden, gaben teils sehr emotionale Kommentare zur Baudezernentin und Oberbürgermeisterin Dr. Kaster-Meurer ab. Deren an Andreas Schnorrenberger gerichteter Hammer-Hinweis ist mittlerweile in breiten Bevöllkerungsschichten bekannt. Und führt zu einer Reihe von Anwendungsvorschlägen.

Elterm und Großeltern, die ihren Kindern eine Freude bereiten wollten, diskutierten gestern Nachmittag lebhaft in der Schlange und an der Bande, wie der “Amtsschimmel” am besten zu bändigen sei. Die Verwaltung darf sich auf kreative Initiativen freuen.

Die würden sich – in die Praxis umgesetzt – allesamt, zumindest für die OBin, nicht positv auswirken. Als Hauptgrund für den Stau vor der Bahn haben Beobachter die zweite Auflage ausgemacht, die das Stadtbauamt im Zusammenhang mit der Duldung erlassen hatte: anders als im Vorjahr muß in 2020 sonntags zwischen 13 Uhr und 15 Uhr eine Mittagspause auf dem Eis eingehalten werden. Das führt dazu, dass sich die Zahl der Eisläufer*Innen nicht mehr über an Tag verteilt, weil natürlich keiner mehr ab 12 Uhr kommt, weil er sie es weiß, dass ab 13 Uhr nichts mehr läuft. Dieser Personenkreis kommt jetzt zusammen mit den üblichen Nachmittagsläufern erst um oder nach 15 Uhr. Eine Lärmentlastung für die Anwohner*Innen ergibt sich durch die Mittagspause allerdings nicht.

Sonntagmittag 19.1.20 um 13.03 Uhr: die Eisbahn ist wie von der Stadt angeordnet leer. Dutzende von der Zwangspause enttäuschter und verärgerter Gäste haben sich unter Protest auf den Heimweg gemacht oder sich eine andere Beschäftigung im Umfeld gesucht.

Denn die außerhalb der Eisbahn wartenden Menschen lassen sich selbstredend allerlei vollkommen rechtskonforme Handlungen einfallen, um die Zeit zu überbrücken. Diese Ersatzhandlungen sind allerdings natürlich nicht lärmfrei. Und auch die mit höheren Motor- und Räderdrehzahlen den Kaufland-Parkplatz aufgrund der städtischen Vorgaben verärgert verlassenden Gäste aus nah und fern, tragen nicht zu einer Beruhigung bei. Die dürfte sich trotz geöffneter Eisbahn aufgrund der Auflagen auch gesellschaftlich nicht einstellen. Oberbürgermeisterin “Hammer” Kaster-Meurer und Stadt werden mit Kommentaren ins Lächerliche gezogen. Aber auch konkrete Protestmaßnahmen werden von den Eltern an den Banden rund um die Bahn abgesprochen.

Es sind fast ausschließlich Kinder und jüngere Jugendliche, für die die Eisbahn eine tolle Abwechslung ist. Viele der Zuschauer*Innen, die die positive Atmosphäre auf der Bahn wahrnehmen, fragen sich wie Steffi S.: “wieso behindert die Stadt das, statt es zu fördern?”

So nimmt der schon in sozialen Netzwerken im Internet erfolgte Aufruf zur Teilnahme an der Stadtratssitzung am 30. Januar konkrete Formen an. Und eine Unterschriftensammlung gegen die “Hammer-OBin” ist in Vorbereitung. Zudem soll am kommenden Sonntag eine besondere Pausen-Attraktion für Kurzweil sorgen. Stichwort Aggressionsabbau. Die Eisbahn wird damit tatsächlich zum Lehrstück. Nämlich wie eine sture Verwaltungschefin es schafft eine bezüglich der kommunalpolitischen Vorgänge träge, faule und desinteressierte Stadtgesellschaft aufzurütteln und zu aktivieren. Also mehr eine Posse für die politikwissenschaftliche Analyse als ein psychologisches Beziehungsdrama. Obwohl der dazu in der Allgemeinen Zeitung von Thomas Haag veröffentlichte Text absolut lesenswert ist.

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