Ferienwohnung und Infobüro im Brückenhaus mit der Schwedenkugel?

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Wenn man ein Wahrzeichen im Städtchen hat, könnte man sich natürlich darum kümmern. Egal wem es gehört. Um Schäden zu verhindern und sich Optionen zu schaffen. Man kann es natürlich auch machen wie die Stadtverwaltung. Also zuschauen was andere tun bzw nicht tun. Und dadurch die eigene Handlungsfähigkeit weitgehend oder vollständig verlieren. So entstehen dann über die Zeit angeblich oder tatsächlich alternativlose Situationen. Um es gleich vorweg zu sagen: das Wegschauen der Stadt beim Brückenhaus mit der Schwedenkugel hat nicht erst mit Dr. Kaster-Meurer begonnen. Sie hat allerdings die in der Vergangenheit entwickelte Methode des Wegschauen und Treibenlassen, wie auch beim Casinogebäude, dem Jugendamt usw, nicht verändert.

Dieser Anblick, ein beliebtes Fotomotiv für Einheimische und Touristen, wird erst wieder zu sehen sein, wenn die Sanierung durchgeführt wurde.

Und badet jetzt eigene und die Fehler ihrer Vorgänger aus. Beim städtischen Wahrzeichen ist sie an einen echten Profi geraten. Klaus-Peter Endemann kann Immobilien. Das hat er bei vielen Objekten bewiesen. Und er hat einen Riecher für Verhandlungspartner in schwierigen Situationen. Das Brückenhaus zu kaufen war für ihn eine sichere Bank. Denn die Stadt hat kaum Handlungspielräume. Aus einer Reihe von Gründen kann sie nicht hinnehmen, dass das prominente Gebäude dauerhaft mit Stahlkorsett und Sichtschutz einen der schönsten Ein-Blicke auf Bad Kreuznach verschandelt. Und so kann Endemann mit der Selbstverständlichkeit und Sicherheit desjenigen auftreten, der die Lage total im Griff hat. Entsprechend sind die Alternativen, die seine EDM Management GmbH der Stadt präsentiert hat:

Die von aussen erkennbaren Mängel sind nicht die kostenträchtigen.

Zum einen den “Rückkauf des Objektes durch die Stadt”. In diesem Fall müsse die Stadt “die Erwerbskosten samt Nebenkosten” erstatten, “sowie die bisher angefallen Kosten des Rückbaues und Baunebenkosten (Architekt, Statiker, Gutachter und Sachverständige)”. Zum anderen der Verbleib des Hauses im Besitz des Investors “mit der Folge, dass höhere Zuschüsse durch die Stadt, das Land oder den Bund erfolgen, ggf auch durch die DSD Deutsche Stiftung Denkmalschutz. Diese sollten idealerweise deutlich höher ausfallen, als die bisher signalisierten 99.999 Euro durch das Programm “Aktive Stadt”. Der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (das ist nicht etwa bereits die von der FDP ins Leben gerufene Rettungsinstitution) sollen wesentliche Sanierungsaufgaben zufallen: “die Restaurierung und Konservierung einzelner Bauteile, wie z.Bb die historischen Fenster, die Eingangstüranlage, die Fassadenrestaurierung, die historische Treppe, eine originalgetreue Restaurierung einzelner Räume im Obergeschoß”.

Stadt als Mieterin erwünscht

Klare Vorstellungen bestehen investorenseits zur künftigen Nutzung. Diese ist durch die öffentliche Hand “gewünscht”. Und zwar als Informationsbüro durch die Stadt im Erdgeschoß, in Verbindung mit Ausstellungsflächen im 1. Obergeschoß und eine Ferienwohnung im zweiten Obergeschoß. “In diesem Fall könnte die Stadt das komplette Gebäude anmieten, wobei der Mietzins als “Refinanzierung” der Gesamtkosten abzüglich Zuschüsse dienen sollte”. Und Dr. Kaster-Meurer könnte als Hausdame dafür Sorge tragen, dass die Ferienwohnung dauerhaft frei von Spinnenweben bleibt. Diese waren 2018 aus ihrer Sicht das große Problem des Brückenhauses. Da wusste die Oberbürgermeisterin noch nichts vom Hausbock, der sich dort eingenistet hatte (diese Seite berichtete).

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21.12.19 – “2011 Euro für die Rettung des Brückenhauses”
16.11.19 – “Grüne beantragen interfraktionelle Arbeitsgruppe zur Rettung des Brückenhauses”
14.11.19 – “denk – mal: Bad Kreuznach e.V. für Denkmal- und Umweltschutz zu den Brückenhäusern”
02.11.19 – “Stadt hielt Sofortmaßnahmen am Brückenhaus für nötig”
30.10.19 – “Wahrzeichen wackelt: Brückenhaus mit der Schwedenkugel hat “erhebliche Schäden”
27.08.19 – “Stahlgerüst für das Brückenhaus mit der Schwedenkugel kommt bis Dezember”
09.04.19 – “Brückenhaus braucht Stahlkorsett”
21.06.18 – “Gesponnenes und seine Bedeutung für Tourismus”