Stadt stoppt Eisbahn auf dem Kaufland-Gelände

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Im vergangenen Winter war die Eisbahn auf dem Kaufland-Gelände DIE Attraktion in der Stadt. Im Wissen um die Nachfrage nach Spaß auf gefrorenem Wasser hatte die Verwaltung in den vergangenen Jahren mehrfach erfolglos versucht zB am Kurhaus eine Eisfläche zur Verfügung zu stellen. Und war kläglich gescheitert. Andreas Schnorrenbergers Meine Stadt Bad Kreuznach machte es vor 12 Monaten richtig, nahm Geld in die Hand und brachte die erste professionelle Echteisbahn an die Nahe. Mit Riesenerfolg. Das rief Neider auf den Plan. Und das Bauamt. Wie die Stadtverwaltung gestern Nachmittag um 16.02 Uhr in einer Pressemitteilung bekanntgab, habe sie den “Betreiber schriftlich und mündlich informiert, dass rechtzeitig ein Bauantrag gestellt werden muss”.

Solche Bilder soll es nach dem Willen des Bauamtes und der Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer in diesem Jahr nicht geben. Denn was die jungen Menschen hier machen war gefährlich und so laut, dass die Nachbarn auch tagsüber belästigt wurden – sagt die Stadt.

Weil das nicht geschah, habe die “städtische Bauaufsicht die Eislauffläche, die gerade am Kaufland aufgebaut wird, stillgelegt”. Zu den baurechtlichen Hintergründen erklärte Benedikt Blanz, Abteilungsleiter Bauverwaltung und Bauaufsicht: „Ohne eine temporäre Baugenehmigung darf eine solche Eislauffläche nicht errichtet werden“. Dem widerspricht Andreas Schnorrenberger deutlich. Auf Anfrage teilte er mit, dass es sich “bei einer Natureisbahn, wie sie von uns eingesetzt wird, nicht um ein Bauwerk handelt, jedenfalls nicht um ein genehmigungsbedürftiges”. Aus diesem Grund tauche der Begriff “Natureisbahn” auch in der Liste der “Fliegenden Bauten” nicht auf. Aus diesem Grund würden andere Städte sich über den Betrieb von Eisbahnen nur freuen – und diese nicht über den Umweg von Baugenehmigungen faktisch verbieten.

Die Anlage ist gesperrt und darf nicht betreten werden.

Ein von der Redaktion dieser Seite gestern Abend befragter Rechtsanwalt sah sich nicht in der Lage hierzu eine eindeutige Stellungnahme abzugeben. Er stimmte Schnorrenberger aber insofern zu, als “Eisbahnen” in einer auf Bundesebene abgesprochenen Richtlinie (Baurecht ist in weiten Teilen wohl Landesrecht) zu “Fliegenden Bauten” nicht erfaßt sind. Oberbürgermeisterin Dr. Heike Kaster-Meurer steht voll hinter der Vorgehensweise der von ihr geführten Bauverwaltung: „es ist bedauerlich, dass der schöne Winterspaß dieses Jahr nicht wie angekündigt stattfinden kann. Wir schätzen und unterstützen Initiativen wie die von „Meine Stadt Bad Kreuznach“, um unsere Stadt für Einheimische und Gäste attraktiv zu machen, müssen aber die Belange aller berücksichtigen“. Damit nimmt die Verwaltungschefin auf eine Behauptung des Bauamtes Bezug, derzufolge “im vergangenen Jahr beim Bauamt und beim Ordnungsamt zur Eisbahn vor allem wegen des Lärms zahlreiche Beschwerden eingingen”.

Die Kühlleitungen liegen zum Einsatz bereits bereit.

Gegenstand der Bauantragsprüfung sei daher unter anderem ein Lärmschutzgutachten zum Schutz der Anwohner. “Außerdem werden sicherheitstechnische Anforderungen an eine solche Eislaufbahn geprüft”, stellt die Verwaltung fest. Welche dies sein sollen, teilte die Stadtverwaltung nicht mit. Bundesweit sind bis heute bei Eisbahnen nur zwei Probleme aufgetreten. In einem Fall stürzte das Dach einer stationären Anlage unter dem Gewicht der Schneelast ein. Im anderen, der sich am Wochenende in Mainz abspielte, trat Kohlenmonoxid (CO) aus. Diese beiden Probleme können auf dem Kaufland-Parkplatz ausgeschlossen werden. Es gibt kein Gebäude. Statt dessen viel frische Luft. Zwei Passanten und eine Anliegerin, die wir gestern Abend staunend am Absperrzaun um die Anlage stehend trafen, sehen die Motive der Verwaltung ganz anders.

Von der Bande sind nur die ersten Teile aufgebaut.

“Der Andreas (Anmerkung der Redaktion: Schnorrenberger) hat denen letztes Jahr gezeigt, wie man ohne einen Cent Stadtgeld was aus Eis stellt. Das kann die Heike (Anmerkung der Redaktion: Dr. Kaster-Meurer) nicht ertragen, weil sie das nicht schafft”, war ein Kommentar. Der zweite war kürzer. Aber nicht zur Veröffentlichung geeignet. Schnorrenberger selbst schreibt dazu: “ich habe nach wie vor die Hoffnung, dass es sich mehr oder weniger um ein Missverständnis handelt und man gemeinsam einen Weg findet, um gemeinsam diese in der Region einmalige touristische Attraktion für Bad Kreuznach zu ermöglichen. Ich habe daher heute Mittag mit der Bauverwaltung Kontakt aufgenommen und hoffe das Beste”.