Neues Gremium zum Meinungs- und Erfahrungsaustausch: kriminalpräventiver Beirat

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Seit über 20 Jahren gibt es – auch im Landkreis Bad Kreuznach – kriminalpräventive Beiräte. Seit rund acht Jahren ist Dr. Heike Kaster-Meurer Oberbürgermeisterin. Im September diesen Jahres kam ihr die Erleuchtung: ein solches Gremium kann auch in der Stadt einen Beitrag für mehr Miteinander und mehr Sicherheit schaffen. Ihrem seit Wochen verbreiteten Aufruf zu einer Informationsveranstaltung folgten gestern Abend 44 Personen. Der größere Teil Vertreter*Innen von Behörden und Mitarbeiter*Innen der Stadtverwaltung. Die wurden im Martin-Luther-Haus der kreuznacher diakonie von Thomas Auler informiert.

Thomas Auler (l.) informierte über die Sichtweise des rheinland-pfälzischen Innenministeriums.

Der Mann aus dem Innenministerium stellte das Anliegen der von seiner Behörde geförderten kriminalpräventiven Beiräte vor: “die Grundidee war überall gleich: all jenen Personen und Einrichtungen, die aufgrund ihrer Profession, eigener Betroffenheit oder ihres oft (ehrenamtlichen) Engagements ein besonderes Interesse und besondere Möglichkeiten haben, um an der Verhinderung von Straftaten mitzuwirken, sollte organisatorisch dazu auch die Gelegenheit gegeben werden”. Für das Innenministerium steht fest: “der beste Schutz der Bürgerinnen und Bürger vor Kriminalität ist die Verhinderung von Straftaten, die Kriminalprävention”.

Während Rolf Bühring (stehend) in mehreren Redebeiträgen zusätzliche Informationen zu erlangen suchte und auch Kritik äusserte, hörten Beigeordneter Markus Schlosser (sitzend Bildmitte) und andere Fachpersonen stumm zu.

Wie das konkret vor Ort umgesetzt werden soll, hängt nach Aussage der Oberbürgermeisterin von den Mitarbeitsinteressen der Einwohner*Innen ab, die sich für eine Mitarbeit entscheiden. Mehrere öffentliche Sitzungen des Beirates sind für Dr. Kaster-Meurer ebenso vorstellbar, wie die Bildung von Arbeitskreisen: “das hängt vom persönlichen Engagement ab”. Einer älteren Bürgerin, die sich am Namen störte, bot die OBin “Bündnis für Sicherheit” als alternative Bezeichnung an. Annette Thiergarten, Mitglied der grünen Stadtratsfraktion, die zusätzlich noch mit Juliane Rohrbacher vertreten war, fragte nach, ob der Beirat angesichts der Haushaltslage überhaupt mit den nötigen Mitteln ausgestattet werden könne: “ganz ohne Geld wird das alles nicht gehen”.

“Gute und bereichernde Sache”

In Ihrer Antwort räumte die Oberbürgermeisterin ein, “die großen Dinger da nicht bewegen zu können”. Aber es gehe ja auch mehr um Meinungs- und Erfahrungsaustausch. Beate Bruns vom Förderverein historische Neustadt wünschte sich als Thema die Probleme in den Stadtteilen. Ihre Einschätzung ist, “ob da jemand mitmacht, hängt von den Themen des Beirates ab”. Markus Leuschner vom Pariser Viertel hatte seine gleich parat: “Parkraum, Verschmutzung, Kriminalität”. Für die zahlreich anwesenden Vertreter*Innen von Schulen und Kitas schätzte Yasmin Röhr den Beirat als eine “gute und bereichernde Sache”.

“Langfristige Geschichte”

Auf Frage von Rolf Bühring stellte Dr. Kaster-Meurer klar, dass jede Bürgerin und jeder Bürger im Beirat und in den Arbeitskreisen mitarbeiten dürfe. Der Leiter der Kita Hessel in Bad Münster, Eugen Kaiser, wies darauf hin, dass das Projekt nur gelingen könne, “wenn jeder in “wir” denkt” und sieht den Beirat als “langfristige Geschichte”. Kaiser hatte in einigen Wortbeiträgen erkannt, dass bei ein oder anderen “eigene Interessen wie Scheuklappen verhindern das Ganze zu sehen”. Für diese Aussage gab es den lautesten Applaus des Abends. Eine Reihe interessierter Zuhörer, wie Ordnungsdezernent Markus Schlosser und Linken-Stadtrat Jürgen Locher, äusserten sich nicht zur Perspektive des Beirates.

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14.10.19 – “Morgen Infoveranstaltung zur Gründung eines Kriminalpräventiven Rates der Stadt”
17.09.19 – “Markus Schlosser ist begeistert: “eine ganz tolle Idee der OBin”

 

 

Meinung: Zweifel an den Motiven Dr. Kaster-Meurers

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Evolutions- und Gehirnforscher haben das vor einigen Jahren entdeckt: nicht wie jahrzehntelang vermutet eiweißreiche Nahrung, sondern Kommunikation hat aus Menschenaffen irgendwann Affenmenschen werden lassen. Ehe- und Familienberatungsstellen dient sie als ein Allheilmittel gegen Konflikte und Trennungen. Wenn also ab November in Bad Kreuznach zusätzlich in einem kriminalpräventiven Rat miteinander geredet wird, ist das eine tolle Sache. Die Geburtsfehler ihres Projektes hat Dr. Kaster-Meurer gestern Abend allerdings nicht beseitigt. Sie schlägt allen Ernstes die Bildung eines Gremiums vor, in dem Kommunikation im Mittelpunkt stehen soll. Aber sie selbst verweigert Gespräche.

Zielkonflikte vorprogrammiert

So hat die Obin den Ordnungsdezernenten mit keiner Silbe vorab über ihr Projekt informiert, geschweige denn dessen Meinung eingeholt. Markus Schlosser hat aus der amtlichen Presseerklärung vom Vorstoß der Stadtchefin erfahren. Schon diese interne Vorgeschichte läßt Zweifel aufkommen an den Motiven der Oberbürgermeisterin. Und trotzdem hat ihr Vorschlag hinter den Kulissen viel Freude ausgelöst. Wenn am 12. November die Gründungsversammlung stattfindet werden viele kommen, die sich endlich Gehör verschaffen möchten. Sollte es dann wirklich Arbeitskreise und mehrfach jährlich Beiratstreffen geben, sind Zielkonflikte vorprogrammiert. Etwa wenn Grundschulleiterinnen im eigenen Arbeitskreis ihre sehr individuelle Sicht von “sicheren Schulwegen” entwickeln.

OBin hat freie Kapazitäten

Und diese dann auf die Lebenswirklichkeit der Anwohner von Schulgebäuden stößt. Oder wenn die in nichtöffentlichen Verkehrsschauen entwickelten Sichtweisen plötzlich auf die ganz anderen Betrachtungsperspektiven der Verkehrsteilnehmer*Innen prallen. Unbedingt möchte die Oberbürgermeisterin auch die Vorsitzende des von ihr gegründeten neuen Beirats werden. Als hätte sie sonst nicht genug zu tun. Wenn da also bei ihr noch freie Kapazitäten schlummern: machen wir was draus! Und hoffen, dass es dem hiesigen Beirat nicht so geht, wie etwa einem Drittel der anderen landesweit: die haben nach viel Pipapo bei der Gründung ihre Arbeit zwischenzeitlich wieder eingestellt.

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