Dickes gestern Abend: “ich möchte die 2,5 Millionen lieber in Schulen investieren”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Wann und wie genau der Landkreis in den Besitz dieses Problems gekommen ist, konnte die Kreisverwaltung bisher nicht vollständig aufklären. Fest steht jetzt allerdings seine finanzielle Dimension. 2,5 Millionen Euro würde nach der aktuellen Kostenschätzung eine Sanierung der Verwaltungsgebäude Baumgartenstraße 46/48 kosten.

Von aussen machen die beiden Gebäude einen ansehnlichen Eindruck.

Ein Teil des Problemes ist hausgemacht. Über Jahrzehnte wurden Instandsetzungs- und Sanierungsausgaben zurückgestellt und dadurch Bauschäden hingenommen. Aber ganz erhebliche bautechnische Probleme wurden erst im Sommer 2019 deutlich, als in Vorbereitung der Ausschreibungsarbeiten für die Sanierung Decken und Wände geöffnet wurden.

Unter dem Putz wurden im Sommer Probleme deutlich, die vorher unbekannt waren.
Amtsleiter Christoph Liesenfeld zeigt auf eines der grösseren: Holzbalken und nicht Mauerwerk tragen das Gebäude.

Was der Statiker da vorfand und an den zuständigen Amtsleiter für Bauen und Umwelt, Christoph Liesenfeld, meldete, führte zu einem Nothalt der Baumaßnahme. Wer wie gestern Abend die örtlichen Pressevertreter Einblick in die Bausubstanz nehmen durfte, wird die Entscheidung, eine Sanierung (zunächst) nicht in Angriff zu nehmen, zumindest nachvollziehen können. Die Gebäude werden offenbar zumindest teilweise durch eine Balkenkonstruktion getragen. Und nicht durch Mauerwerk, wie bisher angenommen.

An fast jeder Wand wurden Untersuchungen durchgeführt.

Und diese Balken sind zumindest zum Teil vor über 100 Jahren nicht so verbaut worden, wie es damals Stand der Technik war. Auch bei der Auswahl der Baumaterialien waren die Bauherren seinerzeit nicht wählerisch. Es finden sich Steine und Ziegel unterschiedlichster Herkunft und Güte. Nicht einmal Putz und Mörtel sind von durchgängiger Qualität. Mal stellen sie sich noch heute als stabil dar, mal bröseln sie ohne Gewaltanwendung weg. Fazit des Statikers: diese Wände tragen nicht ein neues Dach.


Der schlechte Zustand des Daches war größtenteils bekannt.

Und fraglich ist, ob die Decken moderne Arbeitsplätze oder auch aktuellen Wohnkomfort tragen würden. Aber die nur die Statik wurde durch die vorgefundenen Materialien und Konstruktionen in Frage gestellt. Auch der Brandschutz stellt sich heute weitaus aufwändiger dar. Die Zusatzkosten erhöhen die aktuelle Sanierungskostenschätzung auf 2,5 Millionen Euro. Für rund 500 Quadratmeter Bürofläche. Bettina Dickes, die sich 2017 im Kreistag noch für die Sanierung stark gemacht hatte (Kostenschätzung damals: 1,2 Millionen Euro), hat daher umgedacht.

Aber auch im Keller wurden an Wänden und Decken schwerwiegende Mängel festgestellt.

Ihr Vorschlag ist heute: einen Abrißantrag stellen, gegen den zu erwartenden Widerspruch der ADD-Denkmalpflege ins Dissenzverfahren gehen und sehen, was dabei herauskommt. Einen entsprechenden Antrag möchte die Landrätin nach dem Vorliegen aller Unterlagen, dazu gehört auch ein erst in diesen Tagen beim Katasteramt in Auftrag gegebenes Wertgutachten, dem Kreistag vorlegen. Ihr Hauptargument: “ich möchte die 2,5 Millionen lieber in Schulen investieren” (weitere Berichte folgen).