Dennis Baltz: “schlicht suizidal”

Von unserem Redakteur
Claus Jotzo

Mit ihrer “Mahnwache” vor der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag hatten die Fridays-for-Future-Demonstranten kräftigen Rückwind für den “Klimanotstand”-Antrag von Linke und Progressiven entwickelt (diese Seite berichtete am 27.9. unter der Überschrift “Gestern Demo vor dem Stadtrat: “die Klimakrise läßt sich nicht vertagen”). Ein deutlicher Kommentar zur Vorgehensweise im Stadtrat, der auf Vorschlag der Antragsteller selbst einen Verweisungsbeschluß faßte, erreicht uns von Dennis Baltz: “besonders schockiert hat mich, dass sich die Stadtratsmitglieder erst im übernächsten Planungsausschuss damit beschäftigen wollen, also nicht einmal zum nächstmöglichen Zeitpunkt. Das ist in anbetracht der Tatsachen schlicht suizidal.”

Während der Mahnwache hatten mehrere Redner*Innen ihre Sorgen zum Ausdruck gebracht. “Wer die Freiheit des zivilen Bürgers durch Klimamaßnahmen bedroht sieht, dem ist nicht bewusst, welche Einschränkungen die ökologischen Katastrophen bei nicht einhalten der Klimaziele mit sich ziehen,” führte Felix Gerling aus. Und Sharon Ibler sagte: “Ich finde es immer sehr absurd von Erwachsenen so etwas zu hören wie, “macht erstmal selbst was anders”. Ja, wir machen viel falsch. Wir sind mit der Gewohnheit aufgewachsen, uns immens viel Luxus erlauben zu können, der uns oft auch nicht zu steht. Ich arbeite viel an mir, und kann auch noch mehr an mir arbeiten.

Ich wünsche mir auch, dass mehr Leute konstant an sich arbeiten. Aber für Konsumkritik gehen wir nicht in den Stadtrat. Ich geh nicht in den Stadtrat, um gesagt zu kriegen, dass wir statt Demos was machen sollen. Das es auch nichts bringt, auf die Straße zu gehen, wenn sich nichts ändert bei jedem. Wir gehen in den Stadtrat und auf die Straße, damit unsere gewählten Vertreter*innen unsere Stimmen wahrnehmen. Ihre Versprechen halten und uns das Gefühl geben wahrhaftig in einem demokratischem Land zu leben. Wenn wir euch zu oft demonstrieren, tut bitte endlich was und zwar schnell. Denn wenn jeder soweit ist, sein persönliches Leben umzustellen, ist es zu spät.

Deswegen muss die Politik für Einschränkungen sorgen und es einfacher machen, für alle die weniger privilegiert sind. Man mag es als Sicherheitsmaßnahmen wahrnehmen, die für unser Überleben sorgen. Klimaschutzmaßnahmen sind ungemütlich, da sie bedeuten, dass wir Gewohnheiten aufgeben müssen, die wir nicht missen wollen. Doch jede*r muss verstehen, dass die Art, wie wir bisher gelebt haben, ein Märchen war, welches sich mit unserem Planeten nicht vereinen lässt”. In einer am Wochenende verbreiteten Presseerklärung wiesen die Fridays-for-Future-Aktivisten darauf hin, dass die Aktion nach der Abstimmung sich zu einem “Die-In“ wie tot auf den Boden des Sitzungsaals zu legen, dem Zweck diente, “allen Anwesenden symbolisch bewusst zu machen, dass die Klimakrise schon heute zahlreiche Tier- und Menschenleben zerstört”.

Lesen Sie zum Thema auch auf dieser Seite:

27.09.19 – “Gestern Demo vor dem Stadtrat: “die Klimakrise läßt sich nicht vertagen”