Leserbrief des Gerd Cremer zum geplanten Windradpark

Leserbrief von
Gerd Cremer

“Es ist schon erstaunlich, wie unser OB mit den Bürgern umgeht. Es werden extra kleinere Räumlichkeiten für eine solche sehr interessante Versammlung ausgesucht. Ferner negiert er konstant von den Plänen des regionalen Energiekonzeptes Rhein-Nahe vor der Stadtratssitzung im Mai gewußt zu haben. Er ist in seiner Funktion als OB natürlich in dem Konzept eingebunden. Da drängt sich mir die Frage auf, warum befürwortet er die Anlagen, indem er der Bevölkerung dies zunächst vehement verschwiegen hat und der Winzer Peter Lukas hatte es dann auf der Stadtratssitzung publik gemacht.

Der Winzer Peter Lukas (am Mikrophon) hatte mit seinen Anfragen im Ortsbeirat und im Stadtrat die öffentliche Diskussion über den am Galgenberg geplanten Windradpark ausgelöst.

Ist dem OB Emanuel Letz entgangen, das viele in der Bevölkerung Errichtungen solcher Anlagen nicht wünschen? Die Politik hebt hier komplett von der Bevölkerung ab, egal was es stimmungsmäßig kostet. Man kann doch nicht mehr gegen die Bevölkerung regieren. Diese Versammlung wäre ein gutes Beispiel gewesen, wenn OB Letz neutraler aufgetreten wäre. Aber er vertritt wohl zu 100% die Meinung der rot-grün-gelben Landesregierung in Mainz, anstatt die Bürger seiner Stadt. Braver Parteisoldat. Der Meinungsumschwung zu solchen PV- und Windkraftanlagen ist bei den Bürgern, wie hier in diesen Gemeinden, schon längst angekommen.

Die Bürger wollen ein Mitspracherecht und nicht von oben fremdbestimmt zu werden. Die Anlagen als solche sieht man ja weithin: mit bis zu 300 Metern Höhe und bestimmen sie das Landschaftsbild. Als 1. Vorsitzender der BIFEP (Bürgerinitiative für faire Energiepreise, nicht zu verwechseln mit der BüFEP), und als Dipl. Elektroingenieur, der früher im Kraftwerksbau tätig war, kann ich nur von einem weiteren Zuwachs solcher erneuerbarer Anlagen dringend warnen und abraten. Alle Kraftwerksingenieure sind sensibilisiert und kennen sich aus in der Materie.

Wir werden keine 80 %, geschweige denn 100 % erneuerbare Energieerzeugungsanlagen jemals haben. Schon jetzt ist der Zustand unseres Stromnetzes hochsensibel, instabil und gefährlich geworden was die Versorgungssicherheit betrifft. Mehr als 35.000 Eingriffe in das deutsche Stromnetz letztes Jahr, etwa 100 pro Tag!!, sagt schon alles. Zwar sind die Eingriffe vollautomatisiert, aber da kann leicht auch mal an diesen automatischen Regulierungseingriffen daneben gehen, z.B. Ausfall eines Stellgliedes. Dann bricht das deutsche Stromnetz innerhalb weniger Sekunden zusammen.

Der jetzige Mix von konventionelle und erneuerbare Anlagen ist gerade noch so gesamtverantwortlich zu vertreten. Außerdem wird durch weiteren Zubau von erneuerbaren Anlagen die Strompreise weiter nach oben treiben. Auch der milliardenhafte Ausbau der Stromnetze verteuert die Netzentgelte. Heute haben wir ca. 218 GW erneuerbare Erzeugungsanlagenkapazitäten welche sich bis 2030 auf 555 GW mehr als verdoppeln sollen. Der Strombedarf steigt weiter. Nicht nur hier, sondern auf der ganzen Welt.

Hier sind vorwiegend die Stromsteigerungen für Wärmepumpen und Ladeeinrichtungen für E-Fahrzeuge schuld. Ca. 2030 werden wir einen Strompreis von 60 Cent/kWh haben mit steigender Tendenz. Preistreiber werden die Netzentgelte und die Wiedereinführung der EEG Umlage sein. Wer soll das dann noch alles zahlen können? Deshalb bin ich gegen einen weiteren Ausbau solcher Anlagen wie in der Vorrangfläche 21 und anderswo”.